Synodaler Weg – wohin will die katholische Kirche gehen?

Spätestens nach dem Missbrauchsskandal steht fest: In der katholischen Kirche muss es dringend Reformen geben! Darum soll sich der sogenannte „Synodale Weg“ kümmern, in dessen Gremium Geistliche und Laien gemeinsam beraten, wie die Kirche wieder Vertrauen bei den Gläubigen gewinnen kann. Am Samstag ging in Frankfurt eine dreitägige Versammlung zu Ende – und zwar mit einer Blamage.

Weil unter anderem mehrere Bischöfe vorzeitig abgereist sind, fand die zweite Synodalversammlung ein abruptes Ende. Das Gremium war nicht mehr beschlussfähig. Und trotzdem ziehen die Organisatoren eine positive Bilanz. Man habe in den vergangenen Tagen einen deutlichen Willen zur Veränderung gespürt.
Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken
„Hier stehen sich nicht eine Gruppe von konservativen Bischöfen und aufmüpfigen Laien gegenüber – oder wie immer man das konstruieren wollen sollte -, sondern hier gibt es eine ganz, ganz große Mehrheit von Persönlichkeiten, Frauen, Männern, Junge, Alte, geweiht, ungeweiht, die Veränderungen in dieser Kirche wollen, um den Betroffenen gerecht zu werden und Glaubwürdigkeit zu finden.“
Georg Bätzing, Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
„Ich hätte nicht gehofft, was wir hier erleben können, dass uns das gelingt in der zweiten Synodalversammlung. Es ist kein Text abgelehnt worden, im Gegenteil hatten wir zu allen Texten eine sehr hohe Akzeptanz, wenn es in die Schlussabstimmungen gegangen ist.“
Bei der Versammlung ging es unter anderem um die Sexualmoral der katholischen Kirche und mehr Demokratie – zum Beispiel durch ein Mitspracherecht von Gläubigen bei der Ernennung von Bischöfen. Doch endgültig beschlossen ist noch nichts – bei dem Treffen gab es lediglich Vorabstimmungen. Kritiker innerhalb der Kirche fordern bereits seit Jahren Reformen. Seit Bekanntwerden des Missbrauchsskandals umso lauter. Dazu gehört auch Andrea Keber von der Initiative Maria 2.0. Für sie ist die Synodalversammlung ein Schritt in die richtige Richtung, wenn er auch viel zu spät kommt.
Andrea Keber, Maria 2.0 Nieder-Olm
„Also, ich denke, dass das Thema der Macht und der Machtkonzentration auf die Bischöfe – und runtergebrochen auch auf die Priester vor Ort – eines der Grundprobleme sind oder das Grundproblem eigentlich schlechthin ist, weil sich daraus vieles ergibt.“
Auch was die anderen großen Themen angeht, wie das Zölibat und die Rolle von Frauen, stößt die Kirche in Deutschland an die Grenzen ihrer Macht – denn ohne den Vatikan, kann sie fast nichts entscheiden.
Andrea Keber, Maria 2.0 Nieder-Olm
„Das ist das, was mich eigentlich letztendlich doch pessimistisch stimmt. Ich denke, es muss wirklich eine komplette, radikale Erneuerung der Kirche passieren und das geht eben nur in bestimmten Fragen mit Rom – und da habe ich keine Hoffnung, dass sich da etwas tut.“
Wegen der vielen Themenvorschläge soll der synodale Weg von vier auf fünf Treffen verlängert werden. Spätestens 2023 will das Gremium dann die Reformen beschließen und anschließend dem Vatikan vortragen.