Studie zu Gewalt gegen Lehrer

Nicht nur Polzisten sind immer wieder Gewalt ausgesetzt, sondern auch Lehrer. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Beamtenbundes. Fast die Hälfte der Lehrkräfte in Hessen ist schon bedroht worden. Die Lehrer sind sich einig: Der Umgangston an den Schulen wird rauher.

Stefan Wesselmann weiß: Gewalt gegen Lehrer gehört zum Schulalltag. Immer wieder hört der Leiter einer hessischen Grundschule und Vorsitzende des Landesverbands Bildung und Erziehung von gravierenden Fällen. So wie der einer Lehrerin, die über Monate Opfer einer Hetzkampagne wurde.
Stefan Wesselmann, Vorsitzender Verband Bildung und Erziehung Hessen
„Ein Übergriff durch Eltern an einer Kollegin, die öffentlichkeitswirksam der Kollegin letztlich Verletzung ihrer Fürsorgepflicht den Kindern, also letztlich Gefährdung der Kinder vorgeworfen hat, wo aber überhaupt nichts dran war. Als es dann um die Frage ging, Anzeige erstatten wegen übler Nachrede oder wegen Verleumdung, dass das staatliche Schulamt dann gesagt hat: Das kann sie ja dann privat tun, da hätten sie nicht die Zeit, das auch noch zu übernehmen.“
Für Stefan Wesselmann ein Skandal – und offenbar kein Einzelfall, wie die heute vorgestellte Studie der Uni Gießen zeigt. So sind in Hessen drei von vier befragten Lehrern mindestens einmal beschimpft oder beleidigt worden, fast 40 Prozent im Laufe des vorangegangenen Jahres. Körperliche Gewalt hat immerhin schon jeder fünfte Lehrer erfahren. Das hinterlässt bei vielen Spuren.
Prof. Britta Bannenberg, Studienleiterin Uni Gießen
„Ungefähr 10 Prozent müssen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Aber über ein Drittel fühlt sich über längere Zeit psychisch beeinträchtigt. Und sie fühlen sich in der Regel, das war eine überraschende Erkenntnis, vor allem durch die Schulämter allein gelassen.
Auch deshalb würden Fälle von Gewalt den Schulämtern nur selten gemeldet. Wenngleich sich viele Lehrer mehr Unterstützung von den Behörden sowie eine bessere Ausstattung der Schulen wünschen. Eine Forderung, die auch die Linke im hessischen Landtag vertritt:
Nicole Eggers, Die Linke, Referentin Schulpolitik Landtagsfraktion Hessen
„Vor allem müssen nicht nur Stellen geschaffen werden, sondern es müssen Leute gefunden werden, die diese Stellen auch besetzen. Und die Stellen müssen mit ordentlich Geld unterfüttert werden. Das fordern wir seit Jahren. Wir brauchen ganz dringend mehr Fachkräfte, mehr Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und viel mehr Sozialarbeiter an den Schulen, damit diese Fälle auch schon im Vorfeld verhindert werden können.
Corona und die aktuellen Krisen hätten die Gewalt an Schulen noch verschärft, so die Studie. Dass Lehrer dagegen künftig besser geschützt werden müssen, darin waren sich heute alle einig.
Über die richtigen Maßnahmen und deren Finanzierung dürfte indes noch kräftig gestritten werden.