Student baut sich Orgel in die Scheune
Die Orgel ist eines der größten Musikinstrumente der Welt. Etwas, das man nicht mal eben so zu Hause haben kann, um darauf zu üben – auch wenn das wahrscheinlich der Traum von vielen Organisten wäre. So auch der von Moritz Jäger aus dem Hunsrück – und er hat sich diesen Traum jetzt tatsächlich erfüllt und sich zu Hause selbst eine Orgel eingebaut.
2.533 Pfeifen ertönen in der Scheune von Moritz Jäger. Große, kleine, über ihm und im Nebenraum. Die Scheune ist voll. Bevor sie hier nach Heidenburg im Hunsrück gekommen ist, stand sie an der Musikhochschule Stuttgart. Dort spielt Moritz Jäger das erste Mal auf ihr und ist begeistert. Doch vor zwei Jahren soll die 50 Jahre alte Orgel ausgetauscht und verschrottet werden. Da schreitet er ein und kauft sie spontan – für einen symbolischen Euro.
Moritz Jäger, Kirchenmusik-Student
„Ich finde, man muss immer erst mal Ja sagen. Und dann kann man immer noch überlegen, wie es funktioniert. Und so war es hier auch. Ich habe erst mal gesagt: Das schaffen wir – und dann begannen erst mal die Planungen, wie wir die Orgel überhaupt hierher bekommen und hier aufbauen können.“
Zwei Monate lang baut der 23-Jährige mit vielen Helfern die Orgel ab und transportiert das tonnenschwere Instrument in den Hunsrück. Eine Bilderwand erinnert daran. Viel Schweiß und Arbeit für ein Instrument.
Moritz Jäger, Kirchenmusik-Student
„Die Orgel oder jedes andere Instrument ist ja für einen Musiker quasi das Mittel, um sich musikalisch auszudrücken. Und deswegen baut man eine ganz besondere Beziehung zu dem Instrument auf, an dem man täglich übt. Und für mich war das klar, dass eine Orgel, die Jahrzehnte lang Hunderte Organisten ausgebildet hat, in der Hochschule. Dass die erhalten werden muss.“
In Heidenburg beginnt dann die richtige Arbeit. Vor allem Moritz‘ Vater Andreas tüftelt viel an dem Projekt Scheunen-Orgel. Für die Pfeifen müssen sie erst mal Platz schaffen und sie dann mit den Tasten verbinden. Millimeterarbeit mit viel Raum für Kreativität. Dass dabei fast eine Wand einstürzt, kümmert die beiden jetzt nicht mehr.
Andreas Jäger, Vater von Moritz
„Ich habe sofort gedacht, dass wird ein tolles Ding. Ich bin Modellbauer seit vielen Jahrzehnten und das wird eine Herausforderung. Und habe ihm dann auch sofort erklären können, wie wir das hier einbauen. Hier kommt die Decke raus. Da bauen wir einen neuen Raum hinein. Da können die Pfeifen sechs Meter hoch über die Decke. Das Bild, wie die Orgel nachher hier jetzt steht, war bei mir sofort klar. Bei Moritz, glaube ich, noch nicht.“
Und eineinhalb Jahre später steht die Orgel fest in der Scheune. Doch abgeschlossen ist das Projekt noch nicht.
Moritz Jäger, Organist
„Wir müssen jetzt jede dieser 2.500 Pfeifen nochmal in die Hand nehmen, einzeln stimmen und auf den Raum anpassen. Der Raum ist ein ganz anderer als früher und jede Pfeife muss einzeln abgestimmt werden auf den neuen Raum. Und das wird viel Zeit in Anspruch nehmen und ich hoffe, dass wir, wenn wir damit fertig sind, ein schönes Instrument haben.“