Streit um Parkraum in Frankfurt

Weniger Platz für Autos – mehr Raum für Fahrradfahrer, Fußgänger, E-Scooter oder Lastenräder. Viele Städte in Hessen und Rheinland-Pfalz vollziehen diese Verkehrswende zurzeit. Und häufig gibt es Streit. Mit am heftigsten tobt der aktuell im Frankfurter Stadtteil Nordend. Dort lässt die Stadt einen Auto-Parkplatz nach dem anderen verschwinden. Auch vor Geschäften. Jetzt gehen die Einzelhändler auf die Barrikaden.

Susanne Bänfer macht sich Sorgen. Seit 32 Jahren betreibt die Hutmacherin ihr Geschäft auf dem Oeder Weg in Frankfurt. Der Umsatz ist eingebrochen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um ganze 40 Prozent. Schuld daran sei auch die aktuelle Verkehrssituation vor ihrer Ladentür.
Susanne Bänfer, Hutmacherin
„Also für uns Einzelhändler ist es ein Riesenproblem, dass es keine Parkplätze mehr gibt. Unsere Kunden, die mit dem Auto kommen wollen, finden absolut nirgendwo mehr einen Parkplatz. Das Parkhaus ist immer besetzt, weil es viele Dauermieter gibt dort. Tja, und für uns Einzelhändler ist es einfach ein Problem.“
Die Stadt Frankfurt gestaltet den Oeder Weg zur „fahrradfreundlichen Nebenstraße“ um. Autos? Eher unerwünscht. Wo früher Dutzende Parkplätze waren, findet man jetzt rot-weiße Poller, überdimensionale Blumenkübel, und reihenweise Fahrradständer. An denen aber kaum einer sein Fahrrad anschließt. Auf dem ehemaligen Parkstreifen befinden sich nun auch – mehr oder weniger geschmackvolle – Sitzgelegenheiten. Wo aber kaum jemand sitzen mag. Wer sitzt schon gerne direkt an der Fahrbahn. Und über diese Liegen, auf denen – klar – kaum jemand liegen mag, ärgern sich die Einzelhändler besonders. Maria Lucia Klöcker hat direkt hier ihre Buchhandlung. Einfach vollendete Tatsachen hätte die Stadt hier geschaffen, ohne groß zu zögern.
Maria Lucia Klöcker, Buchhändlerin
„Es geht nicht darum, dass wir uns gegenseitig beschimpfen oder sowas, sondern dass wir ganz sachlich Für und Wider auf den Tisch legen und mal schauen, wie können wir daraus einen Kompromiss finden und dann zusammen etwas gestalten, womit alle leben können.“
Weil auf der früheren Durchgangsstraße Oeder Weg mittlerweile solche Sperren für Autos eingerichtet sind – nur noch Feuerwehr und Rettungsdienst dürfen durchfahren – plagen sich Lieferwagen und Autos nun durch die angrenzenden Wohnstraßen. Trotz aller aufgekommenen Probleme: Den auf zwei Jahre angelegten Verkehrsversuch will die Stadt bis zum Ende durchziehen.
Mobilitätsdezernat Stadt Frankfurt
„Die Umgestaltung wird wissenschaftlich begleitet. Wir warten erst die vollständigen Untersuchungen ab, bevor wir grundsätzliche Bewertungen vornehmen.“
Für Hutmacherin Susanne Bänfer ist der Fall längst klar: Die Straßensperren müssen wieder weg und bezahlbare Parkplätze für ihre Kunden her. Damit aus ihrer Traumstraße, dem Oeder Weg, kein Alptraum werde.