Streit um Grundschul-Neubau in Hattersheim

Die Stadt Hattersheim wächst rasant. Immer mehr junge Familien ziehen in die südhessische Stadt. Heißt: immer mehr Kinder und die müssen zur Schule. Da aber die bestehenden Einrichtungen aus allen Nähten platzen, muss möglichst schnell eine neue Grundschule gebaut werden. Nur wo? Der geplante Standort sorgt gerade für mächtig Stunk bei den Anwohnern!

Michael Pikelij und Anja Riedel – idyllisch wohnen sie am Rande eines großen Feldes am Südring in Hattersheim. Aber mit dieser Idylle dürfte es bald vorbei sein. Denn hier direkt an ihrem Grundstück soll demnächst die neue Grundschule für bis zu 500 Schüler gebaut werden. Und das sieht dann ungefähr so aus.
Anja Riedel, Anwohnerin
„Uns geht es nicht um die Aussicht. Uns geht’s dadrum, dass im Moment die Planung vorsieht, uns einen so Riesenklotz an den Gartenzaun zu stellen. Und wenn dieses Gebäude hier über die komplette Front steht, sind da einfach vier Schulklassen, die – selbst wenn sie nicht permanent hier reingucken – alleine mit dem Wissen, dass sie es können, fühle ich mich in meiner Privatsphäre so beschnitten, weil ich nicht mehr das Gefühl habe, ich wohne an einer Schule, sondern ich kann im Prinzip jeden Tag am Unterricht teilnehmen.“
Weil das Gebäude nur zehn Meter entfernt stehen würde, wirft es dann auch noch einen großen Schatten.
Und damit nicht genug. Nachbar Volker Arlt hat eine Solaranlage auf dem Dach – produziert damit Warmwasser und Strom. Mit dem Schulgebäude direkt vor der Tür habe er erhebliche Einbußen.
Volker Arlt, Anwohner
„Ich schätze mal, dass eine Beeinträchtigung von mindestens 30 bis 40 Prozent ich haben werde, wenn diese Schule so gebaut wird. Die machen ihren Stiefel und sagen: ‚Winteressieren mich die Anwohner? Ich will ’ne Schule haben und dann ziehen wir jetzt durch‘.“
Die Anwohner fühlen sich im Stich gelassen. Die Stadt sei nie auf ihre Belange eingegangen. Das habe schon bei der Grundstücksauswahl angefangen. Aus neun möglichen Standorten habe man nur diesen ernsthaft in Betracht gezogen.
Michael Pikelij, Anwohner
„Als Anwohner fühlt man sich da schon irgendwie verarscht. Es geht los bei der verkehrlichen Erschließung, dass man eine weitere Straße bauen muss, um überhaupt dieses Grundstück an den Verkehr anzuschließen. Es geht dann darum, dass das Grundstück viel zu klein ist.“
Der zuständige Schuldezernent im Main-Taunus-Kreis kann den Ärger der Anwohner zwar verstehen, aber…
Axel Fink, CDU, Schuldezernent Main-Taunus Kreis
„Die Lösung, die jetzt gefunden wurde, ist die, die am Ende als die am wenigsten einschneidende Lösung auch herausgekommen ist. Wir haben dann mit der neuen Grundschule drei Schulen in der Kernstadt von Hattersheim und müssen natürlich gucken, dass diese Schulen so im Stadtgebiet verteilt sind, dass möglichst alle Kinder einen kurzen Fußweg zur Schule haben.“
Die Anwohner versuchen nun zumindest zu erreichen, dass das Schulgebäude weiter von ihrem Grundstück wegrückt – dafür müsste der Schulhof gedreht werden. Doch auch hier stoßen die Anwohner beim Kreis auf Widerstand.
Axel Fink, CDU, Schuldezernent Main-Taunus Kreis
„Wir haben uns bewusst dazu – gemeinsam mit der Stadt Hattersheim – entschieden, den Schulhof auf die abgewandte Seite des Schulgeländes zu legen, weil aus der Erfahrung, die wir als Schulträger mit 56 Schulen haben, wir wissen, dass die Geräuschemission die vom Pausenhof ausgehen, das häufigste Ärgernis und der häufigste Konfliktstoff mit Nachbarschaft sind.“
Für Anja und Michael eine Farce. Baubeginn soll in gut einem Jahr sein und eine gütliche Einigung ist nicht in Sicht.
Anja Riedel, Anwohnerin
„Wir werden im Prinzip in den Schatten gestellt. 365 Tage ist dieses Gebäude unverrückbar und wird uns immer im Alltag beeinflussen.“
Sollte sich nichts an der Planung ändern, will die gesamte Nachbarschaft vor Gericht ziehen. Und so wird der Streit um die Grundschule in Hattersheim wohl noch weiter schwelen.