Streit um „Grünes Band“ an hessisch-thüringer Grenze

Haben Sie schon mal etwas vom „Grünen Band“ gehört? Das ist der ehemalige innerdeutschen Grenzstreifen, der nun zu einem „Nationalen Naturmonument“ erklärt werden soll. Dadurch soll der Naturschutz vorangetrieben werden, sagt die schwarz/grüne Landesregierung. Waldbesitzer und Bauern sehen das ganz anders. Sie befürchten erhebliche wirtschaftliche Einschränkungen.

Michael von der Tann ist besorgt. Der private Waldbesitzer aus Tann in der Rhön bewirtschaftet rund 1.200 Hektar Waldfläche mit überwiegend Fichten- und Buchenbestand. Nach Trockenheit, Borkenkäferbefall und gesunkenen Holzpreisen sieht er nun die nächste Gefahr – im Gesetzentwurf zum Grünen Band Hessen. Durch strenge Auflagen seien der Bau neuer Anlagen, der Einsatz von Dünger und Spritzmitteln oder das Anpflanzen anderer Baumarten dann kaum mehr möglich, so seine Befürchtung.
Michael von der Tann, privater Waldbesitzer aus Tann
„Es bedeutet einfac wieder eine Einschränkung, wieder Anträge für Genehmigungen, weitere Bürokratie für mich und die Gefahr, dass diese Fläche oder Gebietskulisse für zukünftige weitere Beschränkungen genutzt wird.“
Rund 20 Prozent seiner Waldfläche lägen künftig im 8.250 Hektar großen Schutzgebiet des Grünen Bandes, zwischen Friedland im Norden und Ehrenberg im Süden, entlang der 260 Kilometer langen Landesgrenze zu Thüringen. Hunderte Waldbesitzer könnten dann nicht mehr in der Lage sein, ihre Wälder klimagerecht anzupassen und wirtschaftliche Erträge zu erzielen, mahnt der Hessische Waldbesitzerverband. In das Gesetzgebungsverfahren sei man nicht ausreichend einbezogen worden.
Carl Anton Prinz zu Waldeck und Pyrmont, Präsident Hessischer Waldbesitzerverband
„Wir brauchen das Vertrauen, dass wir uns darauf verlassen können, dass das Land zu seinen Verträgen steht. Dass das Verfahren angepasst wird. Dass die Einsprüche und Stellungnahmen, die wir eingebracht haben in das Verfahren, respektiert werden. Wir stehen dazu, wir wollen dieses Vorhaben umsetzen. Nur eben bitte mit Methoden, die erträglich sind für die Eigentümer und nicht über Quasi-Enteignungsverfahren.“
Die Waldbesitzer fordern, dass private und kommunale Waldflächen aus dem Grünen Band herausgenommen werden. Sorgen seien unbegründet, sagt die Umweltministerin. In der Kernzone würden die bisherigen Regelungen bestehen bleiben.
Priska Hinz, B‘ 90 / Die Grünen, Umweltministerin Hessen
„Und in den anderen Pufferzonen kann auch die landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Arbeit weiter fortgeführt werden. Und alles, was dort möglich sein wird, um einen Biotopverbund zu vervollständigen, wird auf freiwilliger Basis möglich sein.“
Erinnerungskultur und Naturschutz stünden somit in keinem Widerspruch zu wirtschaftlichen Interessen. Waldbesitzer wie Michael von der Tann dagegen hoffen weiter, dass vor der Verabschiedung des geplanten Gesetzes Ende Januar noch Änderungen vorgenommen werden.