Streik des Lufthansa-Personals legt Frankfurter Flughafen lahm

In den letzten Wochen haben wir immer wieder über den Frankfurter Flughafen berichtet – lange Schlangen bei der Sicherheits-überprüfung und ein regelechtes Koffer-Chaos. Heute nun geht fast gar nichts mehr an Deutschlands größtem Airport: das Bodenpersonal der Lufthansa streikt. Lufthansa hat daher allein in Frankfurt knapp 650 Flüge annulliert – und das mitten in der Ferienzeit.

Heute Morgen am Frankfurter Flughafen: Nichts geht mehr bei der Lufthansa – fast alle Flüge fallen heute aus. Das ganz große Chaos bricht im Terminal aber trotzdem nicht aus. Die meisten Flugreisenden wurden rechtzeitig darüber informiert, dass sie gar nicht erst zum Flughafen kommen sollen. In der Abflughalle gestrandet sind vor allem Passagiere aus dem Ausland, deren Anschlussflüge annulliert wurden.
Dan Petrescu (Flugreisender aus den USA): „Ich hatte einen Lufthansa-Flug für heute nach Rumänien gebucht. Der fällt wegen des Streiks aus. Das ist natürlich ärgerlich Jetzt stehen wir hier an für eine Umbuchung und hoffen, dass wir morgen Vormittag fliegen können.“
Monika Tomasovic (Flugreisende aus der Slowakei): „Unser Flug von Wien nach Frankfurt wurde gecancelled. Wir sind deshalb zehn Stunden lang mit dem Zug hergefahren. Das war eine ganze schöne Tortur. Jetzt hoffen wir, dass es wenigstens mit unserem Weiterflug nach Florida alles klappt.“
Zumindest heute wird es mit dem Weiterflug nach Florida wohl eher nichts werden. Denn die Schlange am Umbuchungs-Schalter ist lang. Und Flüge bei anderen Airlines sind jetzt in der Hauptreisezeit nicht leicht zu bekommen. Kein Wunder, dass sich das Verständnis für den Streik bei der Lufthansa bei den verhinderten Passagieren eher in Grenzen hält.
Joachim Lodderstedt: „Das auf dem Rücken der Kunden zu machen, gucken Sie sich das Chaos an hier, ist für mich ehrlich gesagt nicht richtig. Klar, ich verstehe die Intention, dass sie natürlich versuchen mit dem Druck, dass die Lufthansa schneller reagiert. Aber ich finde es ein bisschen haarsträubend, in den Sommerferien hier sowas zu machen.“
Das sieht man bei der Lufthansa ähnlich. Zumal sich beide Seiten zum Auftakt der Tarifverhandlungen durchaus näher gekommen seien.
Martin Leutke, Pressesprecher Lufthansa: „Es ist die Hauptreisezeit. Die Menschen haben sich echt lange auf ihren Urlaub gefreut. Wollten vereisen. Und nach zwei Verhandlungsrunden so einen Streik auszurufen, von einer solchen Massivität, über 24 Stunden lang, das finden wir nicht nachvollziehbar. Nicht verständlich. Das ist gerade im Hinblick auf die Gäste und Kunden wirklich überzogen.“
Stimmt so nicht, sagt verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky. Der Streik sei genau jetzt bitter nötig – auch, wenn Flugreisende darunter zu leiden hätten.
Marvin Reschinsky, Lufthansa-Konzernbetreuer ver.di: „Die Lufthansa war in zwei Verhandlungen nicht bereit, ein akzeptables Angebot auf den Tisch zu legen. Lufthansa möchte beispielsweise Tariferhöhungen abhängig machen von der Konzernentwicklung. Da sagen wir und auch die Beschäftigten: Es kann nicht sein, dass wir Vergütungssteigerungen abhängig davon machen, wie es dem Konzern geht. Weil: An der Tankstelle oder auch bei den Vermietern fragt keiner danach, wie es denn der Lufthansa geht. Sondern ich habe als Beschäftigter die Inflation zu tragen.“
Wie viele Lufthansa-Mitarbeiter heute genau in den Ausstand getreten sind, ist nicht bekannt – verdi spricht aber von einer hohen Streikbeteiligung. Rund 800 Lufthansa-Beschäftigte ziehen am Mittag zu einer Protestaktion vor die Konzernzentrale. Vielleicht nicht zum letzten Mal in diesem Sommer.
 
Marvin Reschinsky, Lufthansa-Konzernbetreuer ver.di: „Sollte die Lufthansa weiterhin auf stur schalten, wird es möglicherweise auch weitere Warnstreiks in der Ferienzeit geben.“
Wegen des heutigen Streiks kann es auch morgen noch zu vereinzelten Flugausfällen bei der Lufthansa kommen. Spätestens zum Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg am Wochenende soll aber alles wieder nach Plan laufen. Zumindest bis kommenden Mittwoch – bis zur nächsten Runde in den Tarifverhandlungen.