Streik am Universitätsklinikum Gießen-Marburg

Wieder Streik am Uniklinikum in Marburg: Mit Beginn der Frühschicht haben dort heute Pflegekräfte und andere nichtärztliche Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt. Hintergrund des Streiks ist die Dauerkrise am privatisierten Uniklinikum Gießen Marburg. Die Mitarbeiter sprechen von immer schlechteren Arbeitsbedingungen – und fürchten um ihre Zukunft.

Heute Morgen am Uniklinikum in Marburg: Das Personal streikt – zwei Drittel aller geplanten Operationen und Behandlungen fallen aus. Lediglich eine Notfallversorgung ist gewährleistet. Denn für die Mitarbeiter steht fest: Unter den derzeitigen Arbeitsbedingungen ist die Klinik selbst ein Notfall.
Kira Hartmann, Auszubildende zur Krankenschwester
„Es sind katastrophale Zustände. Es werden Patienten willentlich gefährdet, weil einfach nicht genug Personal da ist. Und das nimmt das Klinikum willentlich in Kauf.“
Vanessa Wolter, Mitarbeiterin Intensivstation
„So kann das hier nicht weitergehen. Ich will die Patienten mit gutem Gewissen betreuen. Ich will nach Hause gehen und will mich gut fühlen. Und nicht nur denken: Oh, ich habe es heute nur mit Ach und Krach wieder geschafft.“
Tobias Imhof, Logopäde
„Ich war wochenlang alleine als einziger Logopäde im ganzen Klinikum für die Patienten zuständig. Und bei so viel Bedarf ist es überhaupt nicht möglich, die Patienten adäquat zu versorgen. Und das muss einfach besser werden, damit die Patienten ordentlich versorgt werden können.“
Seit Monaten streiten sich das Land Hessen und der Klinikbetreiber Rhön AG über die Finanzierung der Unikliniken in Gießen und Marburg. Während sich die Klinik-Mitarbeiter bereits jetzt am Limit sehen, plant die Rhön AG, die wiederum zum Asklepios-Konzern gehört, offenbar weiteren Personalabbau.
Höchste Zeit für das Land Hessen, endlich die Reißleine zu ziehen – findet Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies.
Thomas Spies, SPD, Oberbürgermeister Marburg
„Ich glaube, dass das Universitätsklinikum niemals in private Hände gehört hätte und dass das Land die Kontrolle zurückgewinnen muss.“
Die Stadt Marburg hat sich inzwischen dazu bereit erklärt, das Land Hessen finanziell zu unterstützen, sollte die Universitätsklinik zurück in die öffentliche Hand geführt werden. Doch davon ist die hessische Landesregierung offenbar weit entfernt. Selbst die Verhandlungen zwischen dem Land und dem Klinikbetreiber über die Bedingungen eines privaten Weiterbetriebs sind ins Stocken geraten.
Fabian Dzewas-Rehm, ver.di Mittelhessen
„Wenn Land und Konzern weiterhin diese Misere fortführen und eben keine zukünftige Vereinbarung treffen, werden wir mit weiteren Aktionen und Streiks Druck machen, dass endlich Bewegung in die Sache reinkommt. Für uns ist völlig klar, dass hier niemand ausgegliedert werden darf, dass es zu keinen Kündigungen kommen darf.“
Die Rhön Kliniken wollen sich heute nicht zu ihren Plänen und zum Stand der Verhandlungen mit dem Land Hessen äußern. Die Mitarbeiter der Unikliniken in Gießen und Marburg wollen dagegen weiterhin laut bleiben – am Donnerstag wollen die Beschäftigten am Standort Gießen ihre Arbeit niederlegen.