Straßenbahnen zur Paketauslieferung
Wer von uns kennt es nicht? Man versucht in der Innenstadt von A nach B zu fahren, aber die Straßen sind dicht, kein Durchkommen. Da ist man als Autofahrer um jedes Fahrzeug weniger dankbar, das auf der Straße unterwegs ist. Und genau deshalb testet Frankfurt gerade in einem Pilotprojekt, wie Pakete in Großstädten nicht mit dem Transporter, sondern per Straßenbahn ausgetragen werden können.
In der Straßenbahn von diesem Tramfahrer ist es heute außergewöhnlich leise: Denn seine Fahrgäste sind diese Pakete. Am Fußballstadion in Frankfurt werden sie in die Bahn geladen, er bringt sie weiter zum Zoo. Quasi die Umsteigehaltestelle.
Thomas Raasch, Geschäftsführer Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main
„Aber wir wollen unseren Fahrbetrieb, den Einsatz unserer Fahrzeuge im Linienbetrieb nicht gefährden. Das war uns wichtig und das funktioniert ganz gut. Wir kriegen das fahrplangerecht hin, wir sind nicht in der Hauptverkehrszeit, sondern in den Nebenverkehrszeiten.“
Für die Pakete geht es jetzt raus aus der Tram, rein in ein Lastenrad. Und von dort zu all den Menschen, die auf sie warten. Rund 20.000 Päckchen werden täglich in Frankfurt ausgefahren. In ein Lastenrad passen rund 60.
Timon Gremmels (SPD), Wissenschaftsminister Hessen
„Wenn wir heute in die Innenstädte gucken, sehen Sie da von Zustellern drei, vier, fünf Fahrzeuge, die alles blockieren. Wenn das mit Straßenbahn und anschließend Lastenrädern geht, geht es schneller, ist es besser und es ist insgesamt gut für die Nachhaltigkeit, gut für die Zustellung.“
Seit wenigen Tagen wird das Projekt gemeinsam mit dem Onlineversandhändler Amazon getestet. Begleitet wird es von einer Forschungsgruppe der Frankfurt University of Applied Sciences. Das Land fördert es mit rund einer Millionen Euro. Seit nun sechs Jahren arbeiten die Wissenschaftler daran, welche anderen Verkehrswege sinnvoll fürs Pakete ausfahren sind.
Kai-Oliver Schocke, Präsident Frankfurt University of Applied Sciences
„Wir haben das ganze Straßenbahnnetz in Frankfurt abgebildet. In einer Simulationssoftware. Haben die Daten von allen Paketdienstleistern genommen und haben dann überlegt, wie viel Fahrräder braucht man, wie viel Kleintransporter kann man einsparen und wie groß sind die CO2-Einsparungen zum Beispiel.“
Derzeit geht man von einer Einsparung von rund 60 Prozent aus. Großer Pluspunkt auch: Ein Lastenrad ist leise. Und als Fahrradkurier ist man flexibler, kann beispielsweise gegen Einbahnstraßen fahren oder direkt vor der Haustür stehen bleiben.
Kai-Oliver Schocke, Präsident Frankfurt University of Applied Sciences
„Stolperstein ist vor allem die Größe der Pakete. Also wenn Sie jetzt einen großen Teppich bestellen oder ein sehr schweres Paket, dann muss das vom Auto weiterhin ausgeliefert werden. Und das zweite ist die Entfernung zwischen den verschiedenen Haltepunkten. Wenn Sie rausgehen in die Industriegebiete, in Mischgebiete, wo große Abstände zwischen den einzelnen Abladestellen sind, dann lohnt sich das auch nicht.“