Startchancenprogramm für Schulen in Rheinland-Pfalz

„Der Geldbeutel darf nicht über die Schulbildung entscheiden“ – das ist der Gedanke, der hinter dem nun gestarteten bundesweiten Startchancenprogramm steht. Die Bundesregierung verkauft es als „Deutschlands größtes Bildungsprogramm“ – das sind große Worte. Doch können sie halten, was sie versprechen?

Rechnen, Schreiben, Lesen – in der Schule werden viele Grundlagen gelegt, die es fürs spätere Leben braucht. Und dabei gilt: Gleiche Chancen für alle, denn mit Eintritt in die erste Klasse fangen alle Schüler bei Null an. Nein, so ist es eben nicht. Die Bildungschancen variieren teils stark voneinander, vor allem die soziale Herkunft sorgt für Unterschiede.
Nicole Könnel, Schulleiterin IGS Goethe Schule, Kaiserslautern
„Herausforderungen sind unter anderem bei bildungsfernen Schichten der Schulbesuch schon einmal – die Schule so attraktiv zu machen, dass Kinder gerne in die Schule gehen und auch freiwillig zur Schule kommen.“
Simone Arnold, Schulleiterin Grundschule Geschwister-Scholl Kaiserslautern
„Die nicht ausreichenden Deutschkenntnisse sind natürlich ein großer Anteil daran, dass es Kindern schwerfällt, dem Unterricht zu folgen.“
Genau wie die fehlende Unterstützung aus dem Elternhaus, sei es aufgrund von Sprachbarrieren oder Bildungslücken.
Um möglichst gleiche Bildungschancen zu schaffen, haben Bund und Länder gemeinsam das Startchancen-Programm aufgelegt. Den Startschuss in Rheinland-Pfalz hat heute Ministerpräsident Alexander Schweitzer gemeinsam mit Bildungsministerin Stefanie Hubig in Mainz gegeben. Mit dabei waren auch die Schulleiter aller 200 teilnehmenden Schulen.
Stefanie Hubig (SPD), Bildungsministerin Rheinland-Pfalz
„Wir haben uns in den Schulen angeguckt, wie sind die Bedingungen vor Ort, welche Schülerinnen und Schüler gehen dorthin. Das heißt, wir haben einen Sozialindex zugrunde gelegt und anhand dessen haben wir dann auch die Schulen ausgewählt.“
Diese Schulen bekommen Geld, um zum Beispiel Baumaßnahmen umzusetzen oder einen Schulsozialarbeiter zu engagieren. Dazu kommt ein jährliches Budget, etwa für Exkursionen oder Unterrichtsmaterialien. Je 500 Millionen Euro nehmen das Land Rheinland-Pfalz und der Bund dafür insgesamt in die Hand, verteilt auf zehn Jahre.
Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
„Wir können Unterricht neu gestalten, wir können Sprachförderung neu gestalten, wir können Kinder so annehmen, wie sie sind, aber auch ihnen bei guter Entwicklung helfen. Wir können Schulräume gestalten, wir können die Frage der Digitalisierung neu denken. Es geht also in alle Bereiche, die in der Schule relevant sind.“
Die Opposition begrüßt diesen Ansatz. Allerdings brauche es deutlich mehr, um der Chancenungleichheit bei der Bildung flächendeckend zu begegnen.
Gordon Schnieder (CDU), Fraktionsvorsitzender Landtag Rheinland-Pfalz
„Wir hoffen, dass wir bei der Umsetzung keinen bürokratischen Aufwand zusätzlich in die Schulen jetzt hineinbringen. Und wir müssen uns überlegen: was machen wir denn mit all den Kindern an den ganzen Grundschulen, die jetzt eben nicht durch dieses Programm abgedeckt werden? Wir haben rund 120 Grundschulen, die jetzt davon profitieren, aber wir haben nahezu 1.000 Grundschulen im ganzen Land.“
Und gerade für Grundschulen sei eine solche Unterstützung besonders wichtig.
Das Startchancen-Programm – es ist ein Schritt in die richtige Richtung, darin sind sich alle einig. Bis man aber von gleichen Bildungschancen für alle Kinder sprechen kann, ist es noch ein weiter Weg – der mehr braucht als nur Geld.