Start des Apfelwein-Kelterns

Gestern zum Start der Hauptweinlese waren wir in der Pfalz, zum offiziellen Start der Keltersaison geht’s heute nach Hessen zu den Keltereien. Bald sollen Apfelsaft und das traditoinelle „Stöffche“, der Apfelwein also, wieder fließen. Doch der Saisonstart ist dieses Jahr holprig: Die Apfelernte fällt schlecht aus – manche Keltereien konnten heute noch gar nicht loslegen mit dem Pressen.

Bei Jörg Stier in Maintal stehen die Apfelpresse und Keltermaschinen noch still. Normalerweise wäre sein Hof zu dieser Zeit randvoll mit Äpfeln, diesmal sind es zu wenige, um die Maschinen schon anzuschmeißen. Die Lieferungen aus dem Taunus oder von den großen Streuobstwiesen bei Maintal fallen dieses Jahr deutlich niedriger aus. Vor allem frostige Nächte bis in den Mai werden nun zum Problem.
Jörg Stier, Kelterer aus Maintal
„Das hat sehr stark in die Blüte der späten Sorten eingeschlagen. Aber darüber hinaus ist es natürlich noch so, dass die Streuobstwiesen mittlerweile recht ausgedünnt sind. Neupflanzungen sind selten, die holen das, was an Bäumen weggeht, nicht auf.“
Familie Stier muss nun aus anderen Regionen zukaufen. In Baden-Württemberg etwa ist die Ernte besser ausgefallen, doch dort kauft gerade ganz Europa ein, das treibt die Preise in die Höhe.
Nicht nur die Frostnächten sind ein Problem: Die vergangenen Sommer zu heiß, durch fehlenden Regen ist das Grundwasser gesunken. Der Verband Hessischer Apfelwein- und Fruchtsaftkeltereien rechnet damit, dass beim Endprodukt die Preise steigen.
Martin Heil, Verband Hessischer Apfelwein- und Fruchtsaftkeltereien
„Die Keltereien werden rechnen müssen, werden gucken: Wo gehen die Preise hin und was lässt sich absetzen? Und werden auch dafür wieder Lösungen finden. Einfach wird es aber definitiv nicht.“
Der Verband fordert von der Politik, Streuobstwiesen stärker zu fördern. Es müssten robusterer Baumsorten angepflanzt werden.
In Maintal verschiebt sich der Kelterstart um mehrere Tage. Doch trotz der derzeitigen Probleme macht sich Jörg Stier um die Zukunft des hessischen Nationalgetränks keine Sorgen.
Jörg Stier, Kelterer aus Maintal
„Er ist ein Stück unserer Identifikation, ein Stück unseres Heimatgefühles und ein Stück unserer Lebensweise, Von daher bin ich sicher, dass der Apfelwein weiter bestehen wird.“
Kommende Woche will Familie Stier genug Äpfel fürs Keltern zusammen haben. Damit die hessischen Bembel künftig nicht leerbleiben.