Spinne nach David Bowie benannt

„Spinnen“ – bei diesem Thema scheiden sich ja die Geister. Viele Menschen gruseln sich, andere haben regelrecht Angst. Und dann gibt es auch die Menschen, die von den Tieren mit den acht Beinen hellauf begeistert sind. Peter Jäger gehört definitiv dazu. Seit rund 20 Jahren forscht er in diesem Bereich am Frankfurter Senckenberg-Institut. Peter Jäger ist aber auch großer David-Bowie-Fan und hat jetzt sogar eine ganze Spinnengattung nach seinem Musik-Idol benannt – zu Ehren seines 75. Geburtstags.

„She’ll come, she’ll go, she’ll lay belief on you“
Hier krabbelt keine Bowie-, sondern eine Vogelspinne.
Die „Heteropoda davidbowie“ sitzt im Terrarium daneben und ist weniger kooperativ – und wenn sie will auch deutlich schneller.
Diese Riesenkrabbenspinne hat Arachnologe Peter Jäger bereits im Jahr 2008 entdeckt und nach seinem persönlichen Superstar benannt, der auch an seinem Arbeitsplatz allgegenwärtig ist: David Bowie.
Einen Teil seiner Arbeit verbringt Peter Jäger auch in Höhlen oder im Dschungel. Als er kürzlich in Thailand eine ganz neue Gattung der nicht allzu großen grau-braunen Kammspinnen entdeckt hat, wusste er, da schlummert rund um die Musiklegende noch reichlich Namenspotential.
Dr. Peter Jäger, Leiter Arachnologie Senckenberg Forschungsinstitut
„Da es so viele neue Arten waren, habe ich die Chance genutzt und gesagt: ‚Okay, ich werde die Gattung Bowie nennen – also nach David Bowie natürlich – und dann vom Himalaya bis Papua-Neuguinea die ganzen neuen Arten nach seinem Werk zu beschreiben sozusagen‘- Also es fängt im Himalaya an mit den alten Sachen wie ‚Major Tom‘, ‚Ziggy Stardust‘, ‚Lady Stardust‘, geht dann über, ja, ‚Heroes‘, ‚Let’s Dance‘ und so weiter in Indonesien und Malaysia bis hin zu Papua-Neuguinea, wo ich so seine letzten Werke wie ‚Blackstar‘ und ‚Lazarus‘, ‚The Next Day‘ letztendlich verwendet habe.“
Peter Jäger hat schon viele Spinnen entdeckt und getauft. Außerdem ist er Herr über eine der größten Spinnentier-Sammlungen der Welt. Über 80.000 verschiedene Serien lagern hier in den gekühlten Regalen – das bedeutet ungefähr eine halbe Million Tiere.
Bei dieser Masse an hauptsächlich lateinischen Namen, fällt es deutlich leichter, sich Bezeichnungen mit persönlichem Bezug zu merken.
Dr. Peter Jäger, Leiter Arachnologie Senckenberg Forschungsinstitut
„Und es hat natürlich – vorausgesetzt man mag den David Bowie – auch noch mal wirklich so eine emotionale Komponente, wo man sagt: ‚Ja, diese Art möchte ich wirklich schützen‘, das heißt, ich interessiere mich erst mal für diese Lebensräume und die Faktoren, die da zur Gefährdung beitragen und versuche dann dagegen zu arbeiten, das hat also wirklich einen ganz pragmatischen Sinn – mal abgesehen davon, dass ich den Namen dann natürlich auch sehr, sehr gerne mag. (lacht)“
Kreativität für den Artenschutz.
Langweilig wird es dem Spinnenforscher nie. Denn die Anzahl unentdeckter Arten auf der Welt ist astronomisch hoch. Schätzungen zufolge sind etwa 90 Prozent noch unbekannt.
Dr. Peter Jäger, Leiter Arachnologie Senckenberg Forschungsinstitut
„Viele Menschen glauben immer, dass man die direkt im Urwald erkennt und dann entdeckt, sozusagen und sagt: ‚Och, das ist eine Neue, die nehme ich jetzt mit‘. So geht es leider nicht, weil wir ja über 50.000 Spinnenarten haben und viele davon sind erst mal sehr, sehr klein und dann muss man noch die viel kleineren Kopulationsorgane unter solch einem Mikroskop anschauen, um wirklich zu sagen, was für eine Art es ist, und erst dann kann ich erkennen – hier im Labor – ob es eine neue Art ist, oder ob die schon beschrieben wurde. “
In Höhlen in Südostasien und hier unter seinem Mikroskop wird Peter Jäger also noch viele neue Spinnenarten entdecken und zuordnen.
Und während er das tut, verdrückt eine samtige ‚Stegodyphus lineatus‘ in der Büropflanze entspannt einen Mehlwurm.
„She’ll come, she’ll go…“