Spendenbereitschaft für Ukrainer sinkt

258 Tage – so lange herrscht schon Krieg zwischen Russland und der Ukraine. In der Ukraine sterben täglich Menschen; viele harren in Luftschutzbunkern in den umkämpften Städten aus. Doch hierzulande stehen gerade Gaskrise und Inflation im Fokus. Die Spendenbereitschaft für die Ukrainer nimmt allmählich ab, sehr zum Leid derjenigen, die sich weiter humanitär engagieren. Wie beispielsweise Markus Schlickert aus der Eifel.

Das Humanitas Spendenlager in Neustraßburg im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Bis vor ein paar Monaten stapelten sich die Hilfsgüter hier bis unter die Decke. Doch nun klaffen in den Regalen große Lücken. Ein Anblick, der Markus Schlickat schmerzt.
Markus Schlickat, Flüchtlingshelfer aus der Eifel
„Also die Anfangszeit hätten wir hier so nicht stehen können, weil einfach alles vollgepackt war mit Paletten und jeder Millimeter ausgeschöpft war und überall Helfer rumgewuselt sind.“
Markus Schlickat hat Familie in der Ukraine, fährt gleich zu Beginn des Krieges an die Grenze um sie nach Deutschland zu holen. Was er dort sieht, schockiert ihn. Diese Menschen brauchen Hilfe, denkt er sich und fängt an Spenden zu sammeln. Mehr als 20 LKW und Busse mit Hilfsgütern schickt er aus der Eifel in die Ukraine und bringt mehr als 1000 Ukrainer in Sicherheit.
Schlickat gründet den Hilfsverein MMS Humanitas und baut das Spendenlager in der Eifel auf. Hier gibt es mittlerweile auch eine Kleiderkammer, in der sich alle Hilfsbedürftigen mit dem Nötigsten ausstatten können.
Anruf bei Markus Schlickat
„Lebensmittel. Also alles was haltbar ist. Klassische Konserven, Nudeln, Reis. Selbst Haushaltswaren suchen wir im Moment händeringend für die Ukrainer hier vor Ort.“
Anrufe wie dieser sind selten geworden. Kaum jemand erkundigt sich, ob noch Spenden gebraucht werden. Auch heute kommen nur vereinzelt Menschen an der Halle vorbei um etwas abzugeben. Vier Tüten und Kisten mit Kleidung. Das ist die Ausbeute des Tages.
Markus Schlickat, Flüchtlingshelfer aus der Eifel
„In den Köpfen ist das mittlerweile normal geworden. Dieser Krieg; ja, er ist noch da, aber viele haben das gar nicht mehr präsent, dass dort Menschen sind, die Hilfe brauchen. Im Moment am dringendsten im Bereich Schlafsäcke, Isomatten, Decken, Verbandskästen. Aber auch Winterkleidung jeglicher Art.“
Wegen der Inflation spüre jeder die eigene Not im Geldbeutel, meint Markus Schlickat. 30.000 Euro an Geldspenden im Monat waren es mal, heute reicht es kaum noch um den nächsten LKW-Transport zu bezahlen. Dabei könne jeder helfen, auch ohne Geld.
Markus Schlickat, Flüchtlingshelfer aus der Eifel
„Mein Appell: Geht durch eure Keller, geht den Dachboden plündern und bringt die Sachen. Schafft Platz im Keller. Bringt und das, was ihr nicht mehr braucht und wir verwerten es und bringen‘s da hin zu den Leuten, die es brauchen. Und wer gar nichts hat, aber viel Zeit hat: Kommt hier hin und helft uns!“
Mindestens einen LKW will Markus Schlickat noch vor Weihnachten in die Ukraine schicken. Aufgeben ist für ihn keine Option. Die Ukraine brauche immer noch Hilfe, denn ein Ende des Krieges ist nicht abzusehen.