Spende von Waffenhersteller für Flutopfer ausgeschlagen

Jetzt beschäftigen wir uns mit einer Meldung, die diese Woche für Wirbel sorgte. „Jeder Euro zählt“ heißt es immer wieder, wenn es um Spenden für die Flutopfer an der Ahr geht. Doch die Spendenorganisation „Deutschland hilft“ lehnte das Geld des Waffenherstellers Heckler und Koch ab, weil die Firma gegen die ethischen Leitlinien der Hilfsorganisation verstoße. Das sorgte vielerorts für Unverständnis. Wir haben daraufhin mit beiden Seiten Kontakt aufgenommen und auch bei Flutopfern selbst nachgefragt, was sie von dieser Entscheidung halten.

Aufräumen im Ahrtal. Auch mehr als zwei Monate nach der Flutkatastrophe ist das der Alltag vieler Menschen hier. Unterstützung erhalten sie unter anderem durch Geldspenden, mehrere 100 Millionen Euro sind bereits zusammengekommen. Beteiligen wollte sich auch die Firma Heckler und Koch aus dem Schwarzwald. Gemeinsam mit den Angestellten sammelte man 15.000 Euro ein. Doch der Empfänger, die „Aktion Deutschland hilft“, lehnt das Geld ab. Der Verein verweist auf seine ethischen Leitlinien, die besagen, dass Spender „keinen wirtschaftlichen Nutzen aus kriegerischen Konflikten ziehen“ dürfen. Der Waffenhersteller reagiert darauf mit Unverständnis.
Marco Seliger, Pressesprecher Heckler & Koch: „Es ist natürlich auch ein Schlag ins Gesicht der Leute, die hier arbeiten. Denn wir arbeiten ja für Sicherheitskräfte in der Bundesrepublik Deutschland. Polizei und Bundeswehr, die sind alle mit Produkten, mit Waffen von Heckler und Koch ausgerüstet und das sorgt natürlich dann auch für Unverständnis bei unseren Mitarbeitern.“
Wir nehmen Kontakt mit der „Aktion Deutschland hilft“ auf. Schriftlich teilt man uns mit, das Bündnis leiste weltweit humanitäre Hilfe, auch in Kriegsgebieten. Daher könne man nicht das Geld eines Unternehmens annehmen, dessen Waffen in Kriegen zum Einsatz kämen und humanitäre Not verursachen würden. Weiter heißt es:
Zitat aus dem Antwortschreiben der Aktion Deutschland hilft: „Natürlich erkennen wir an, dass Produkte eines Rüstungsunternehmens auch etwa zur Sicherung der Rechtstaatlichkeit beitragen, allerdings ist das in einer Spende nicht zu differenzieren. Ebenso wenig bezweifeln wir, dass Heckler und Koch im Einklang mit der Bundesregierung handelt. Aus humanitärer Sicht verändert das aber nicht die Rolle, die Waffen in Kriegen und Konflikten spielen.“
Was sagen die Flutopfer dazu? Wir haben uns im Ahrtal umgehört.
Ralf Becker, Bewohner des Ahrtals: „Ach, find ich nicht so gut. Wenn einer was spenden soll, soll er spenden. Die Waffen werden sie sowieso verkaufen, so oder so, nützt ja nix.“
Carmen Peitz-von den Eichen, Bewohnerin des Ahrtals: „Ich hätte die Spende angenommen. Weil es geht ja hier auch um viele Betroffene, viele Kinder. Und ich glaub, ich hätte sie angenommen.“
Roswitha Schlingensiepen, Bewohnerin des Ahrtals: „Ich mein, ich bin ja auch nicht für Kriegswaffen, bin ich auch nicht dafür, weil mein Vater im Krieg vermisst ist. Aber ich denke mir, wenn sie was geben wollen, sollen sie was geben.“
Auf das Geld verzichten müssen die Flutopfer allerdings nicht. Heckler und Koch hat angekündigt, die Spende nun der Gemeinde Dernau und dem Technischen Hilfswerk zukommen zu lassen, sobald die „Aktion Deutschland hilft“ die Spende zurücküberwiesen habe.