Soziales Verhalten lernen: Hund hilft kriminellen Jugendlichen

Und jetzt kommen wir auf den Hund – im wahrsten Sinne des Wortes. Der gilt ja als bester Freund des Menschen. Ein Hund im Büro zum Beispiel verbessert nachweislich das Arbeitsklima. Und Hunde können noch mehr. In Gelnhausen sollen sie nun dabei helfen, straffällig gewordene Jugendliche zurück auf den Pfad der Tugend zu bringen.

Es kommt wohl nicht allzu oft vor, dass sich jemand so sehr auf einen Gefängnisaufenthalt freut wie Collin, Koda, Loui und Maluk: Für die vier Labradore von Hundetrainerin Angelika Simon ist die Arbeit mit den jugendlichen Straftätern in der Jugendarrestanstalt Gelnhausen das reinste Vergnügen. Und auch die Jugendlichen freuen sich, mit den Hunden zusammen sein zu dürfen. Die Trainerin ist überzeugt: Die Hunde bewegen etwas in den jungen Menschen – und sie helfen ihnen dabei, sich zu öffnen.
Angelika Simon, Hundetrainerin
„Die Hunde sind immer neutral. Die Hunde reden nicht. Die Hunde nehmen einen so, wie man ist, und geben einem auch das Gefühl, dass man toll ist. Und darum sind die relativ schnell aufgeschlossen. Man hat einen Zugang direkt zu den Jugendlichen.“
Der Jugendarrest ist eine Art Vorstufe zur Jugendstrafe. Ein Schuss vor den Bug für junge Straftäter, der ihnen klar machen soll: Ändere dich, oder du landest früher oder später im richtigen Gefängnis.
Roman Poseck, CDU, Justizminister Hessen
„Das wichtigste ist es, dass im Arrest eine Vorbereitung auf ein straffreies Leben stattfindet. Die Zeit im Arrest ist kurz. Maximal dauert der Arrest vier Wochen. Das ist auch der Unterschied zur Jugendstrafe. Und deshalb ist es wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, in dieser kurzen Zeit auf junge Menschen einzuwirken. Und da hat sich das Projekt mit den Hunden als sehr erfolgreich herausgestellt.“
Gemeinsame Übungen, gegenseitiges Vertrauen – und auch mal eine kleine Kuscheleinheit: Das soll den jugendlichen Straftätern zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen. Und sie lernen im Umgang mit den Hunden auch, dass Gewalt keine Lösung ist. Denn damit erreicht man bei den vier Fellnasen von Angelika Simon gar nichts – sondern nur mit einem kleinen Leckerli, wenn sie ihre Sache gut gemacht haben.
Angelika Simon, Hundetrainerin
„Die schlimmste Strafe ist: Sie kriegen halt kein Leckerli, wenn die Übung nicht funktioniert hat. Es sei denn, der Hundeführer hat’s verbaselt. Dann kann der Hund ja nichts dafür.“
Aber ist es nicht grundsätzlich der falsche Weg, jungen Menschen im Jugendarrest derart schöne Erlebnisse zu gönnen? Sozusagen Kuscheljustiz statt harter Bestrafung? Nein, sagt der Justizminister.
Roman Poseck, CDU, Justizminister Hessen
„Natürlich geht es auch darum, dass eine Sanktion auf die Straftat folgt. Aber es geht vor allen Dingen auch darum, junge Menschen auf ein straffreies Leben in Zukunft vorzubereiten. Das ist wichtig für die jungen Menschen, weil sie so eine zweite Chance erhalten. Und es ist auch ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft, weil dadurch die Sicherheit der Gesellschaft erhöht wird.“
Das Projekt mit den Hunden sei sogar so erfolgreich, dass man es inzwischen auch im Frauengefängnis in Frankfurt-Preungesheim anbiete. Weitere Justizvollzugsanstalten in ganz Hessen könnten noch folgen.