Wie sinnvoll ist ein Handyverbot an Schulen?

Klingelnde Handys im Unterricht, Mobbing in Schüler-Chats – das alles lässt die Diskussion um ein mögliches Handyverbot an Schulen nicht abreißen. Bislang ist ein solches Verbot Sache der Schulen, eine bundesweit einheitliche Regelung gibt es nicht. Wir haben uns an einer Schule in Hessen umgehört und lassen Befürworter und Gegner zu Wort kommen.

Die Philipp-Reis-Schule im hessischen Friedrichsdorf. Hier an der größten Schule im Hochtaunuskreis gibt es bereits ein Handyverbot. Nicht nur im Unterricht, auch auf dem Pausenhof. Kaum ist die Schule aus, heißt es für viele der knapp 2.000 Schüler außerhalb des Schulgeländes erst mal: Handy raus. Das Verbot stößt bei Schülern und Eltern auf unterschiedliche Reaktionen.
Mika, 17 Jahr
„Ich finde die Idee nicht so gut, da Oberstufenschüler auch wirklich bewusster mit dem Handy umgehen können. Das bedeutet, dass man da nicht irgendwelche Spiele spielt, sondern sich mit seinen Klassenkameraden mal kurz anrufen oder schreiben kann: Hier, wo haben wir denn, wenn der Unterricht mal entfällt.“
Matti, 14 Jahre
„Also ich finde die Idee gut, weil vor allem die jüngeren Schüler nicht so gut die Selbstverantwortung haben und dann oft auf dem Handy auch vor allem in der Pause rumspielen.“
Mutter
„So geht man der Gefahr aus dem Weg, dass irgendwas auf beiden Seiten falsch gemacht wird. Also ich finde, Kinder benötigen im Großen und Ganzen kein Telefon in der Schule.“
Ablenkung im Unterricht ist nur ein Verbotsargument, hinzukommen möglicherweise verletzte Persönlichkeitsrechte und Mobbing in sozialen Medien. In einigen europäischen Nachbarstaaten gibt es bereits Handyverbote an Schulen. Hierzulande wäre ein solches Verbot Ländersache, doch bislang hat es kein Bundesland umgesetzt. Manche sind sogar dagegen. Hessens Bildungsminister Armin Schwarz plädiert für ein bundesweit einheitliches Verbot, er will Schüler vor negativen Folgen schützen.
Armin Schwarz (CDU), Kultusminister Hessen
„Permanente Erreichbarkeit, Informationsflut, bis hin zu Cybermobbing. All das ist eine Belastung und hat natürlich Konsequenzen auf die Konzentrationsfähigkeit und dann auch auf die Lernerfolge.“
Allerdings plädiert Armin Schwarz auch dafür, ein mögliches Verbot je nach Alter und Jahrgang abzustufen.
Die Lehrergewerkschaft GEW spricht sich gegen ein Verbot aus. Stattdessen sollten Handys vermehrt in den Unterricht eingebaut und Schüler auf den Umgang mit der zunehmenden Digitalisierung vorbereitet werden.
Thilo Hartmann, Vorsitzender GEW Hessen
„Wir verbieten nicht, was in der Gesellschaft da ist. Sondern wir reden mit den Schülern darüber, reden auch mit den Eltern darüber. Wir finden Lösungen an der Schule vor Ort und behandeln das pädagogisch. Und bringen den Schülern bei: Was ist richtig, was ist gut, was kann ich machen? Und wo sind Grenzen und was darf ich auf keinen Fall machen?“
Eine Hürde könnte die fehlende rechtliche Grundlage sein, um Handys bei Verstößen überhaupt einkassieren zu dürfen. Bei einem Treffen Mitte Dezember wollen die Kultusminister diskutieren, ob und wenn ja, wie ein einheitliches Handyverbot umsetzbar ist.