Schwimmbäder in der Energiekrise

Die Energiekrise – sie macht vor nichts und niemandem Halt. Auch nicht vor den Hallenbädern, die jetzt wieder in die Saison starten. Aber Bäder fressen generell viel Energie und kosten die Städte jetzt noch viel mehr Geld. Werden Hallenbäder – mitsamt Schwimmkursen für Kinder – also in diesem Winter schon bald ein gar nicht mehr so selbstverständlicher Luxus sein?

Ganz schön aufgeblasen, aber sie macht den Badebetrieb auch im Winter möglich – die Traglufthalle über dem Außenbecken im Stadionbad in Neustadt an der Weinstraße. Wegen hoher Heizkosten hat die Stadt überlegt, auf die Halle zu verzichten – bis einige Schüler dem Bürgermeister ein Brief schicken.
Tobias Grauheding, Pressesprecher Stadt Neustadt
„Es gab ein schön gemaltes Bild mit der Bitte, ‚Lieber Bürgermeister, bitte öffnen Sie das Hallenbad, damit wir schwimmen lernen können‘.“
Vorerst ist das möglich. Auch im CabaLela-Bad in Grünstadt – die eine Krise ist hier noch nicht ausgestanden, da ist die nächste da. Die Gasrechnung steigt hier von rund 80.000 Euro auf voraussichtlich 130.000 Euro im Jahr. Um Energie zu sparen, haben die Saunen nur noch an drei Tagen geöffnet; die Wassertemperatur wurde um zwei bis drei Grad gesenkt. Bei den Gästen – gemischte Gefühle.
Linda Blappert, Altenpflegerin
„Ich finde es ganz angenehm, ich bin nicht der Typ, der leicht friert. Ich finde es angenehm.“
Ralf Blappert, Pharmakant
„Nach wenigen Bahnen, die man hier geschwommen ist, merkt man es schon nicht mehr.“
Joshua Billert, Software-Entwickler
„Wir üben gerade für die nächste Woche für den Babyschwimmkurs. Für das Eingewöhnen ist etwas schwierig und mit etwas mehr Wassertemperatur wäre das etwas einfacher.“
Auch viele Kinder in den Schwimmkursen frieren, bestätigt Geschäftsführer Klaus Wasmuth. Er glaubt deshalb: Noch niedrigere Temperaturen würden Energie sparen, aber am Ende höhere Kosten für die Stadt bringen.
Klaus Wasmuth, Badleiter CabaLela-Bad
„Weil geringere Wassertemperatur, weniger Wohlbefinden, höhere Preise, bedeuten dann weniger Besucher kommen, was natürlich dann auch dazu führt, dass das Bad weniger wirtschaftlich ist.“
Um das Bad dennoch offen zu halten, müsse man jedoch Einschränkungen akzeptieren, findet der Bürgermeister.
Klaus Wagner, CDU, Bürgermeister Grünstadt
„Wir leben in einer Zeit, in der jeder Abstriche machen sollte und das kann auch da passieren. Wir müssen enger zusammenrücken und vielleicht mal unsere Standards überdenken und das nachholen, wenn bessere Zeiten da sind.“
Erst mal heißt es sparen. Mit der Temperatursenkung und den geschlossenen Saunen will man nochmal 7% Energie einsparen. Dennoch sind zwei Euro mehr beim Eintritt nicht ausgeschlossen.
In Rheinland-Pfalz reagieren Bäder und ihre Betreiber unterschiedlich auf die Energiekrise.
So öffnet das Nettebad in Mayen statt im Oktober erst im November, um Energie zu sparen.
Das Mainzer Taubertsbergbad errichtet dieses Jahr keine Traglufthalle über dem Außenbecken.
Die Betreiber des Bades Zweibrücken denken über Preiserhöhungen nach, um die höheren Energiekosten auszugleichen.
Nicht jedes Bad ist gleich stark von der Krise betroffen. So hat das Bad in Lahnstein seine Heizung 2007 von Gas auf Holz umgestellt – und ist unabhängig vom teuren Gas.
Auch das CabaLela hat bereits einiges getan, um Energie zu sparen: Das Bad wurde 2017 energetisch saniert, ein Teil des Strombedarfs wird durch Photovoltaik gedeckt. Ob diese Mühen ausreichen, um im Winter offen zu bleiben, wird sich zeigen.
In Neustadt ist man bereit, den Badebetrieb jederzeit einzustellen. Dann könnte die Luft wieder raus sein – und der Badebetrieb ins Wasser fallen.