Bundesgesundheitsminister Lauterbach besucht Universitätsmedizin Mainz

Mehr als zwei Drittel der deutschen Krankenhäuser schreiben aktuellen Erhebungen zufolge rote Zahlen. Das will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ändern, mit einer Krankenhausreform. An den Plänen gibt es viel Kritik. Vor allem kleinere Häuser fürchten, künftig finanziell benachteiligt zu werden. Heute hat er bei einem Besuch an der Universitätsmedizin Mainz für die Reform geworben.

Pressevertreter, Personenschützer, Kameras – außergewöhnliches Gewusel heute auf dem Campus der Mainzer Universitätsmedizin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schaut sich an, was hier täglich geleistet wird und wo der Schuh drückt.
Die Universitätsmedizin habe gerade im Bereich gewisser Krebstherapien einen außergewöhnlichen Ruf, weit über Mainz hinaus, sagt der Minister.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister
„Und wenn man dann sieht, dass Häuser, die so eine Qualität vorhalten für die gesamte Region, fürs ganze Bundesland, ja eigentlich eine nationale Ressource sind, dass solche Häuser dann systematisch Verluste machen, weil das Finanzierungssystem einfach Qualität nicht belohnt, dann ist das ein weiterer Grund unbedingt diese Reform zu machen.“
Aktuell verdienen Krankenhäuser ihr Geld vor allem mit Fallpauschalen. Das heißt, für jede Therapie ist eine fixe Vergütung festgelegt. Auf Mehrkosten, die beispielsweise durch Komplikationen entstehen, bleibt das Krankenhaus sitzen.
Aufwendige Behandlungen schwerer Erkrankungen bringen mehr Geld als Standardleistungen wie die Versorgung von einfachen Knochenbrüchen.
Deshalb gäbe es zurzeit vielerorts Überbietungskämpfe, erklärt der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch.
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz
„Da werden Leistungen auch konkurrenzmäßig angeboten zwischen benachbarten Häusern, mit denen man eher mehr Geld verdient. Und das führt zu einem gewissen Kannibalismus, weil jeder versucht, das zu bekommen.“
Im Zuge der Krankenhausreform soll stattdessen genau festgelegt werden, welche Leistungen ein Krankenhaus anbieten soll. Kleinere Häuser, denen weniger lukrative Aufgaben zugeteilt werden, sollen dafür eine sogenannte Vorhaltepauschale bekommen. Also Geld dafür, dass sie ausreichend Ärzte und Betten bereithalten.
Die Universitätsmedizin fährt aktuell jedes Jahr ein Defizit von über 100 Millionen Euro ein. Insgesamt sitzt sie auf einem Schuldenberg von rund 738 Millionen Euro. Dass das so nicht weitergehen kann, darüber sind sich heute alle einig.
Prof. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender Unimedizin Mainz
„Deshalb stehe ich auch gerne vor Ihnen und bekenne, dass wir uns intern auf den Weg gemacht haben, die klinischen Prozesse zu vereinheitlichen, zu vereinfachen und effizienter zu gestalten.“
Damit die Unimedizin einen Teil ihrer Schulden tilgen kann, investiert die rheinland-pfälzische Landesregierung 400 Millionen Euro im Doppelhaushalt 2025/26.
Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
„Das sind, das will ich schon auch sagen dürfen, auch für ein Land wie Rheinland-Pfalz kein Pappenstiel. Wir haben uns dafür auch anstrengen müssen.“
Ab 2030 will die Universitätsmedizin am Jahresende auf die schwarze Null kommen. Wie das gelingen kann, will der Vorstand im Dezember mitteilen.