Schüler schreibt Buch über sein Leben mit Corona

Mit der Pandemie hat sich unser Leben von einem Tag auf den anderen schlagartig verändert. Gerade junge Menschen haben in der Situation gelitten. Ein Abiturient aus Trier hat seine Erfahrungen und die seiner Freunde in einem Aufsatz für den Deutschunterricht thematisiert. Daraus ist nun ein Roman entstanden.

„Irgendwie fesselt diese ganze Pandemie einen voll und ganz, sie legt mich in Ketten und ich habe Angst, alles zu verlieren durch diese scheiß Pandemie.
Ich liege mittlerweile beinahe jede Nacht nur noch wach im Bett und meine Gedanken foltern mich. Was ist, wenn ich auf einmal infiziert bin?
Mir fehlt die Natur, der soziale Kontakt und einfach alles … Warum ist das alles irgendwie so traurig…“
Es sind die Gedanken eines Jugendlichen im Jahr 2020. Er steht kurz vor seinem Abitur und die anhaltende Pandemie macht ihm zu schaffen: Homeschooling, Einsamkeit und die Ungewissheit, was noch passieren wird – all das prägt seine Gedanken. Genau wie die des Autors Lars Ludes aus Trier.
Lars Ludes, Autor
„Es war wirklich so, dass man einen Tag vorher gesagt bekommen hat, es wird nichts passieren, die Schulen bleiben offen, bestimmt. Und einen Tag später kam eine Durchsage, dass alles geschlossen wird und auf einmal in den Online-Unterricht umgesetzt wird. Also einerseits diese Unsicherheit, die man hat, dass man keine Planungen mehr machen kann, dass diese Jugend wegfällt, so wie wir es vorher eben kannten, dass man nicht mehr feiern gehen kann. Dass man auch nicht mehr wusste, kriege ich jetzt überhaupt noch mein Abitur? Ich arbeite jetzt darauf hin, ich lerne für die ganzen Arbeiten, aber am Ende kann es immer sein, dass es dann verschoben wird, dass Tests nicht geschrieben werden, für die ich halt eben gearbeitet habe.“
Es ist eine ganze Generation die davon betroffen ist. Manche in seinem Umfeld, erzählt der 18-Jährige, leiden unter Depressionen. Einige hat die Pandemie in eine Lebenskrise gestürzt. Durch den Ich-Erzähler möchte er all diese Erfahrungen bündeln und seiner Generation eine Stimme geben.
„Zwar geht vielleicht, je krasser die Einschränkungen sind, das Virus tatsächlich zurück, doch das Leiden und vor allem die psychische Last wachsen umso mehr.
Ich selbst habe mittlerweile auch Angst davor, infiziert zu werden, ohne es zu bemerken, also zu einer Art Todesbote für meine Großeltern zu werden. Das zumindest bekommen wir Jüngeren die ganze Zeit irgendwie über die öffentlichen Medien zu hören.“
Lars Ludes, Autor
„Dieses Buch soll eine Mahnung an alle gesellschaftlich und politisch verantwortlichen Personen darstellen, die Belangen der Jugend zukünftig auch mehr zu berücksichtigen und verantwortungsvoller damit umzugehen.“
In Anlehnung an Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ – was Teil einer Schulaufgabe im Deutsch-Unterricht war – hat sich Lars für das Tagebuchformat entschieden. Und so ist der Roman auch entstanden: Immer, wenn eine neue Erfahrung hinzugekommen ist, hat er sie aufgeschrieben – eine Form von Therapie für den damaligen Schüler.
Lars Ludes, Autor
„Was mir geholfen hat, war mich künstlerisch irgendwie auszutoben. Das Buch zu schreiben hat mir schon sehr geholfen, weil es mich auch abgelenkt hat. Das hat mich irgendwo hingebracht, was jetzt nicht ich bin, sondern ich habe das für jemand anderen auch noch verarbeitet sozusagen.“
Was ursprünglich als zehnseitige Hausarbeit geplant war, ist so schnell zu einem ganzen Roman mit fast 140 Seiten herangewachsen. Und auch das Titelbild hat Lars Ludes selbst gestaltet.
„Es kommt mir vor, als wäre dieser, in meinen Traum erschienene, ganz und gar verdürrte Baum, ein Spiegelbild meines Selbst. Wie ein junger Setzling, dem das Lebenselixier über längere Zeit vollkommen entzogen wurde.“
„Verdürrt“, ein Wort, das es eigentlich nicht gibt, das genauso falsch ist, wie sich das Jahr 2020 angefühlt hat – aus Sicht des Autors, des Ich-Erzählers und vielleicht einer ganzen Generation.