Schott will klimaneutral werden

Energiesparen ist momentan das Gebot der Stunde, gar nicht so einfach beim Mainzer Spezial-Glashersteller Schott, denn die Glasindustrie zählt zu den besonders energieintensiven Branchen und ist bei der Produktion stark abhängig von Erdgas. Deshalb und auch aus Gründen des Klimaschutzes hat sich Schott zum Ziel gesetzt bis 2030 klimaneutral zu werden. Den Stand der Dinge hat das Unternehmen jetzt vorgestellt.

 

 

 

Ohne Gas kein Glas. Der fossile Energieträger ist derzeit noch unverzichtbar um Schmelzwannen wie diese auf die benötigten 1700 Grad Celsius für die Spezialglasherstellung aufzuheizen.
Jens Schulte, Finanzvorstand Schott
„Das geht physikalisch auch nicht anders, also man kann nicht kälter beheizen. Und diese 1700 Grad erfordern natürlich sehr viel Energie – Gas und Strom – das erzeugt einen großen CO²-Fußabdruck und deshalb ist unser Ziel diesen Fußabdruck auch runterzubringen.“
 
 
Um klimafreundlicher und vor allem ohne Gas zu produzieren, forscht man bei Schott an zwei möglichen Lösungen: grüner Strom und Wasserstoff. Ein Drittel des Erdgases einer Schmelzwanne soll dieser neu gebaute Wasserstofftank im laufenden Betrieb ersetzen. Selbst dafür muss der 21 Meter hohe Tank zweimal am Tag aufgefüllt werden. Für seinen technologischen Wandel fordert Schott deshalb den Ausbau erneuerbarer Energien.
Jens Schulte, Finanzvorstand Schott
„Die größte Herausforderung ist die Verfügbarkeit. Es gibt heute noch nicht viel grünen Wasserstoff. Und da sind wir darauf angewiesen dass die Kapazitäten ausgebaut werden. Zweiter Aspekt ist aber dass Wasserstoff immer energieineffizienter und teurer sein wird, weil die Herstellung von grünem Wasserstoff erfordert grünen Strom. Insofern ist es immer effizienter mit Strom zu beheizen, also direkt Strom zu nutzen als Wasserstoff zu nutzen. Trotzdem ist es ein Element des Portfolios, wenn wir irgendwann mal genug davon bekommen.
Über die Hälfte seiner klimaschädlichen Emissionen konnte Schott nach eigenen Angaben bisher einsparen, vor allem durch den kompletten Umstieg auf Grünstrom. Dazu gehören auch direkte Stromabnahmeverträge mit Windparkbetreibern beispielsweise auf dem Dreikopf im Hunsrück.
Egal ob Strom oder Wasserstoff. Frühestens in 3 Jahren können die klimafreundlichen Pilotanlagen mit der Produktion starten. Mit Blick auf einen drohenden Gasmangel wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine also kein schneller Ausweg. Schott sieht sich aber in seinem Ziel der Klimaneutralität bestärkt und investiert dafür momentan einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag, der zukünftig auch noch steigen wird.