Schon wieder Geldautomat gesprengt

Schon wieder ist es passiert. Im hessischen Obertshausen ist in der vergangenen Nacht ein Geldautomat gesprengt worden. Und auch in Rheinland-Pfalz gibt es immer mehr Taten – mit Schäden in Millionenhöhe. Im rheinland-pfälzischen Innenministerium hat man nun sogar zum Krisengipfel gerufen, um den Automatensprengern das Handwerk zu legen.

Hier haben die Täter vermutlich fette Beute gemacht. In Obertshausen liegt das Geld wortwörtlich auf der Straße. Und dazu noch jede Menge Trümmer. Die Sprengung in der Commerzbankfiliale war so massiv, dass es ganze Türen aus den Angeln gerissen hat.
Christopher Leidner, Sprecher Polizeipräsidium Südosthessen
„Wir gehen nach derzeitigem Stand von mindestens zwei Tätern aus, die mit einer dunklen Limousine vom Tatort geflüchtet sind. Nach ersten Ermittlungen vermutlich ein Audi. Und derzeit laufen noch Fahndungsmaßnahmen und auch umfangreiche Spurensicherungsmaßnahmen am Tatort.“
Unbestätigten Angaben zufolge sollen die Täter kein Gas eingeleitet, sondern Festsprengstoff benutzt haben. Eine Vorgehensweise die immer häufiger vorkommt, da die Automaten besser gesichert sind als früher.
Bei einer der letzten spektakulären Geldautomatensprengungen im Rhein-Main-Gebiet zündeten die Täter ebenfalls einen Sprengsatz, mussten dann aber ohne Beute fliehen, weil der Geldautomat mit neuester Technik ausgestattet war. Auf ihrer Flucht verursachten die Täter zudem einen Unfall und ließen das zertrümmerte Auto zurück. Das Vorgehen der Banden: skrupellos – wie heute beim kurzfristig anberaumten Krisentreffen im rheinland-pfälzischen Innenministerium deutlich wird.
Michael Ebling, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz
„Wir hören auf alle Fälle und nehmen wahr, dass es mit einer großen Rücksichtslosigkeit geschieht, die inzwischen deutlich die Schwelle zwischen – ich sag‘ mal – der Bereitschaft Sachbeschädigung oder eben auch die Unversehrtheit, die körperliche Unversehrtheit von Menschen billigend in Kauf nimmt.“
Und auch der finanzielle Schaden an den Gebäuden der Sprengungen geht in die Millionen. Kein Wunder also, dass Banken kaum noch Standorte für ihre Selbstbedienungsautomaten finden oder gar gekündigt werden.
Thomas Hirsch, Präsident Sparkassenverband Rheinland-Pfalz
„Wir haben jetzt keine direkte Rückmeldungen, dass irgendein Anwohner sich im Moment besonders gefährdet gefühlt hat, aber wir haben einen Blick darauf für die Zukunft.“
Die Sparkasse Koblenz beispielsweise schließt nun nachts die Selbstbedienungsbereiche von 23 bis 5:30 Uhr. So soll es den Dieben erschwert werden an die Automaten zu gelangen.
Denn praktisch jede Nacht fliegt irgendwo ein Geldautomat in die Luft. 450 Geldautomaten waren es bundesweit im letzten Jahr. 56 in Rheinland-Pfalz, 40 in Hessen. Im Vergleich zu 2021 hat sich die Zahl der Taten in Rheinland-Pfalz verdoppelt. In Hessen ist die Zahl zwar leicht rückläufig, allerdings hat sich die Schadenshöhe verdoppelt.
Michael Ebling, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz
„Wir haben deshalb einige konkrete Vereinbarungen auch vorgernommen. Dazu gehört in einem ersten Schritt, dass sich beide Partner darüber verständigt haben, dass es einen kompletten Überblick gibt über die Standorte. Dass wir dann aufgrund der Standortermittlungen eine Risikoanalyse seitens auch der rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden vornehmen und wir wiederum auf der Basis der Risikoanalyse gemeinsam darüber auch beraten, was sind gute und auch geeignete, auch schnell umsetzbare Maßnahmen.“
In rund der Hälfte aller Fälle gelangen die Täter an Beute und werden nur selten geschnappt. Die Tätergruppen kommen häufig aus den Niederlanden und machen sich über die Autobahn schnell aus dem Staub.
Und so bleibt das Krisentreffen heute auch hinter den Erwartungen zurück. Denn Geldautomatensprengungen verhindern kann man wohl nur, wenn es einfach keine Geldautomaten mehr gibt.