Schnellere Rettungswege dank künstlicher Intelligenz
Bei einem Rettungseinsatz zählt jede Sekunde. Je früher Hilfe kommt, desto höher die Überlebenschancen, zum Beispiel bei einem Herzinfarkt. Doch oft behindert der Verkehr den Rettungswagen auf seinem Weg. Die Uni Kaiserslautern hat jetzt ein System entwickelt, das durch künstliche Intelligenz helfen soll, dass Einsatzkräfte schneller ans Ziel kommen und so entscheidende Minuten sparen.
Ein Unfall auf der Autobahn. Jetzt ist wichtig: schnell eine Rettungsgasse bilden. Das klappt leider nicht immer. Autos blockieren den Weg. Dasselbe im Stadtverkehr. Vor allem hier ist die Situation oft unübersichtlich. Anders als auf der Autobahn gibt es keine klaren Regeln.
Prof. Naim Bajcinca, Professor für Mechatronik TU Kaiserslautern“
„Man hört die Sirene, die kommt von irgendwo, gerade wenn es um komplexe Verkehrsszenarien geht, man möchte helfen, weiß aber nicht wie. Ich weiß nicht, ob ich zum Beispiel nach rechts fahren darf, vielleicht braucht das Rettungsfahrzeug eben genau diese Spur und da kommt einfach der Gedanke wie kann eigentlich dieses Problem gelöst werden.“
An dieser Frage hat die Technische Universität Kaiserslautern nun 4 Jahre lang gearbeitet. Das Ergebnis: AORTA. Eine Plattform, die Technik in Fahrzeugen und an Ampeln mit künstlicher Intelligenz kombiniert.
Prof. Naim Bajcinca, Projektkoordinator „AORTA“
„AORTA greift GPS-Signale des Fahrzeugs auf und auf eine digitale Karte der Straßenwege. Das ist die mindeste Voraussetzung, um einen Beitrag zu leisten bei der Bildung der Rettungsgasse.“
Nähert sich ein Rettungsfahrzeug einer Kreuzung, erkennt AORTA wo wie viele Autos stehen und gibt ihnen vor, wohin sie ausweichen sollen. Sobald die Rettungskräfte an der Kreuzung ankommen, ist diese frei geräumt.
Thomas Kämmer, Notfallsanitäter
„Meine Wunschvorstellung wäre, wir verlassen unsere Fahrzeughalle, beschleunigen einmalig auf Tempo 50, werden gar nicht schneller und bremsen erst wieder an der Einsatzstelle und damit würden wir immens Zeit gewinnen und ganz klar macht es das natürlich auch um einiges sicherer.“
Denn nicht selten passieren auf dem Weg zum Einsatz Unfälle. Je automatisierter die Fahrzeuge, desto präziser und effektiver funktioniert AORTA. Die Testfahrten hat das Team sogar mit vollständig autonomen Autos gemacht. Doch auch für ältere Fahrzeuge ist das System geeignet, über eine entsprechende App auf dem Handy. Auch eine Integrierung ins eingebaute Navigationssystem ist denkbar oder gar ein automatischer Rettungsspur-Assistent – ähnlich wie eine Einparkhilfe, bei der das Auto von alleine lenkt. Mit intelligenten Ampeln und Kameras an Kreuzungen kann auch die Stadt zum System beitragen.
Sebastian Schulze, Verkehrsmanagement Stadt Kaiserslautern:
„Ich kann natürlich zum einen Befehle an die Ampel schicken, wie zum Beispiel die Anforderung von Grün für die Einsatzfahrzeuge. Ich kann aber auch wiederum von der Ampelanlage ausgehend Fahrempfehlungen, Warnungen und Hinweise an die Fahrzeuge entsprechend wieder zurücksenden.“
Bis ein Großteil der Autos aber die entsprechende Technik besitzt, wird es noch Jahrzehnte dauern. Eine App fürs Handy hingegen soll schon bald kommen.
Thomas Kämmer, Arbeiter-Samariter-Bund Kaiserslautern
„Es funktioniert halt nur, wenn möglichst viele mit machen. Unser System erkennt auch, wenn jemand sich entgegengesetzt unserer Empfehlung verhält, dann funktioniert es trotzdem und wird dementsprechend neu berechnet, aber sind wir ehrlich, wenn niemand und gar keiner eine App im Umfeld nutzt …“
Das Potential jedoch ist groß. Schließlich geht es um Menschenleben. Denn bei einem Rettungseinsatz zählt jede Sekunde.