Schlossführung in Bad Homburg: Wie wohnte Kaiser Wilhelm II.?

Und jetzt spulen wir viele Jahre zurück: Wie hat der letzte deutsche Kaiser Wilhelm der II. eigentlich gewohnt? Das können sich Besucher des Schloss Bad Homburg jetzt live anschauen. Weil es einige Schäden gab, ist die Wohnung nun aufwändig saniert und restauriert worden. Das hat zehn Jahre Zeit und elf Millionen Euro gekostet. Jetzt ist der Bauschutt wieder kaiserlichem Glanz gewichen – so lebte der letzte deutsche Kaiser.

Hier ging Kaiser Wilhelm der II. aufs Klo, hier badete er mit fließend Warm-Wasser, hier drückte er drauf, um Tee zu bestellen – es ist kaiserlicher Komfort im Schloss Bad Homburg. Denn mit seiner Frau – Kaiserin Auguste Victoria – reiste der Hohenzollern-Herrscher oft in die hessische Stadt.
Kirsten Worms, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen: „Ja, der Kaiser war ja ein Reisekaiser, der war ja überall gern und das waren rund 80 Schlösser. Das einzige erhaltene in Deutschland ist eben hier das Schloss Bad Homburg. Hier war er sehr gerne, weil er auch in seiner Jugend viel hier war. Und ja, vielleicht es ihm gefallen, dass etwas einfachere Leben hier.“
Seit 2011 war der Königsflügel geschlossen. Darunter etwa der einstige Empfangssaal von Kaiserin und Kaiser. Die Schlösserverwaltung restaurierte seitdem 1000 Objekte – Vasen, Uhren bis hin zu den Stuhlbezügen.
Es sind diese Gegenstände, die alltägliche Geschichten erzählen: Wie diese seltsam anmutende Gabel im Speisezimmer. Sie verrät etwas über die höchst menschlichen Makel eines Kaisers, der sich selbst als gottgesandt sah.
Ulrich Haroska, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen: „Kaiser Wilhelm hatte ja einen verkrüppelten Arm und hat aufgrund dieser Situation sich ein spezielles Essbesteck anfertigen lassen. (…) Es war eine spezielle Gabel, die sogenannte Kaisergabel, mit der man Dinge schneiden konnte und das Objekt auch als Gabel verwenden konnte.“ (18 Sekunden)
Auch diese Waage erzählt Geschichte: Darüber wie die Kaiserin ihrem Kaiser gefallen wollte.
Kirsten Worms, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen: „Er wollte sie etwas rundlicher und sie hat ihm dann stolz vermeldet, wenn sie wieder zugenommen hat, also sie hat sich anscheinend sehr für ihr Gewicht interessiert.“ (11 Sekunden)
Und dennoch: Der Kaiser entzog sich seiner Frau oft. Kaiser und Kaiserin schliefen getrennt. Im Schloss Bad Homburg liegen diese privaten Geschichten und die Geschichte selbst oft nah beieinander.
Im Februar 1918 hielt Kaiser Wilhelm II. vor Bad Homburgern eine Durchhalte-Rede – in einem Krieg, der längst verloren war. In dieser Zeit näherten sich Kaiserin und Kaiser wieder an – und schliefen wieder gemeinsam öfters im Doppelbett der Kaiserin.
Ulrich Haroska, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen: „Man kann das zusammenfassen unter dem Oberbegriff: Renaissance der Ehe. Man hat sich wieder angenähert und hat gerade in dieser Zeit unter diesen Kriegssituationen oft hier in Bad Homburg gelebt und hier auch ein anderes Verhältnis gelebt.“
Ende August 1918 verließ das Paar das Schloss für immer. Besucher können die Apartments nun begehen – die Räume sehen so aus, als wären Kaiserin und Kaiser gerade erst ausgezogen.