Schlechte Auslastung am Flughafen Kassel

Seit vielen Jahren macht der Flughafen Kassel-Calden Schlagzeilen. Auch heute wieder. Denn pro Jahr macht er mehrere Millionen Euro Verluste. Mit dem Weggang der Airline Sundair fehlt dem Flughafen ab jetzt zudem ein wichtiger Partner. Während sich Flughafenleitung und Politik sicher sind, am Standort festzuhalten, sehen Experten die Lage kritisch.

Die leere Eingangshalle lässt es bereits vermuten – am Flughafen Kassel-Calden müssen Passagiere keine lange Wartezeit für Check-In oder Kontrollen einplanen. Heute startet nur ein Flieger vom Regionalflughafen. Für den Winter sieht es noch schlechter aus, nachdem die Airline Sundair sich nach dem Sommer vom Airport zurückgezogen hat. Von November bis Februar sind insgesamt nur sechs Flüge geplant. Nicht schlimm, sagt der Geschäftsführer.
Lars Ernst, Geschäftsführer Flughafen GmbH Kassel
„Also ein Nachfrageproblem haben wir nicht. Es geht eher darum, dass man ein Angebot schafft und da sind eben die Gespräche mit den Airlines und Reiseveranstaltern zu führen. Hat etwas länger gedauert als wir uns erhofft haben, aber sie sind zumindest jetzt so, dass wir ab Februar wieder einen Flugplan haben.“
Dann werden regelmäßig Flüge nach Gran Canaria starten, ab April auch nach Antalya.
Seit der Eröffnung 2013 schreibt der Airport rote Zahlen. Insgesamt ein Verlust von circa 60 Millionen Euro, bezahlt mit Steuergeldern.
Lars Ernst, Geschäftsführer Flughafen GmbH Kassel
„Wir sind eine Infrastruktureinrichtung. Und Infrastruktureinrichtungenwerden in der Regel nicht rein betriebswirtschaftlich bewertet, sondern müssen darüber hinaus regionalwirtschaftlich und volkswirtschaftlich betrachtet werden.“
Aus diesem Grund hält auch die hessische Landesregierung am Flughafen fest. Man wolle weiter Unternehmen in das strukturschwache Nordhessen locken. Der Standort mit rund 40 niedergelassenen Unternehmen beschäftigt über 1.300 Mitarbeiter. In den Augen von Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler ist das aber nicht unbedingt eine Folge des Flugverkehrs.
Yvonne Ziegler, Frankfurt University of Applied Sciences
„Es ist ja tatsächlich wenig Luftverkehr passiert. Auch der Luftverkehr, der stattgefunden hat, das war ja überwiegend touristisch. Also gar nicht irgendwelcher Geschäftsreiseverkehr, der vielleicht für Firmen irgendwie attraktiv gewesen wär. Trotzdem ist es natürlich richtig, dass sich Firmen auch in dem Gebiet angesiedelt haben, aber das hat im Prinzip nichts mit dem Luftverkehr zu tun.“
Am Flughafen selbst sind 150 Menschen angestellt. Der Geschäftsführer stellt klar, dass diese aber auch bei fehlendem Flugplan nicht um ihre Jobs bangen müssen.
Lars Ernst, Geschäftsführer Flughafen GmbH Kassel
„Der Flughafen ist ja jederzeit anfliegbar. Wir haben Öffnungszeiten und in diesen Öffnungszeiten muss der Flughafen bestimmend die Infrastruktureinrichtung Flughafen betriebsbereit halten. Dazu gehört zum Beispiel die Besetzung des Towers, dazu gehört die Besetzung der Flughafenfeuerwehr, dazu gehört die Besetzung der Verkehrsleitung. Dazu gehören noch andere Bereiche, die erforderlich sind, um den Flughafen betriebsbereit zu halten. Wir werden keine betriebsbedingte Kündigung aussprechen.“
Wie geht es also weiter für den Flughafen Kassel-Calden? Andere Regionalflughäfen, die ebenfalls mit geringem Passagieraufkommen zu kämpfen haben, orientieren sich dementsprechend in Richtung Frachtverkehr oder Logistikdienstleistungen um.
Yvonne Ziegler, Frankfurt University of Applied Sciences
„Es gibt so eine Daumengröße von circa 4 Millionen Passagieren. Ab dieser Passagieranzahl schaffen es Flughäfe profitabel zu sein, in der Regel, und das ist halt für die kleinen fast unmöglich.“
Von diesen 4 Millionen Passagieren bleibt Kassel-Calden weit entfernt, 2023 waren es nur 108.000. Doch Fakt ist – der Flughafen ist eine politische Entscheidung. Und solange die Gelder weiter fließen, werden hier Flugzeuge abheben. Wenn auch nur einmal pro Tag.