Schaltgespräch zur Zeugenbefragung im Mordfall Walter Lübcke

Im hessischen Landtag ging es heute einmal mehr um den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Der Untersuchungsausschuss hörte weitere Zeugen an. Erstmals wurden dabei Personen aus dem Umfeld des verurteilten Mörders Stefan E. und von Markus H. befragt, der wegen Beihilfe zum Mord angeklagt war, aber in diesem Punkt freigesprochen wurde. Eva Dieterle spricht mit unserem Reporter vor Ort, Michael Otto.

Eva Dieterle, Moderatorin: Im Hessischen Landtag ging es heute einmal mehr um den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Der Untersuchungsausschuss hörte weitere Zeugen an. Erstmals wurden dabei Personen aus dem Umfeld des verurteilten Mörders Stephan E. und von Markus H. befragt, der wegen Beihilfe zum Mord angeklagt war, aber in diesem Punkt freigesprochen wurde. In Wiesbaden ist jetzt für uns mein Kollege Michael Otto, der die Sitzung heute beobachtet. Michael, was haben denn die Zeugen heute berichtet?
Michael Otto, Reporter: Ja, eine Zeugenaussage ist bislang beendet, das ist ein früherer Bekannter von Stephan E. und Markus H., selbst eine Größe in der rechtsextremen Szene in Nordhessen. Er hat Stephan E. als ruhigen und zurückhaltenden Menschen beschrieben und Markus H. als einen Redner und Antreiber, der aber selbst nie gehandelt habe. Auf die Nachfrage, wozu Markus H. denn angetrieben habe, da blieb der Zeuge dann aber ziemlich nebulös, wie er sich überhaupt in einigen Punkten auch selbst widersprochen hat in seiner Aussage.
Und er hat auch einen auf einem Foto, das Stephan E. zeigen soll, Stephan E. nicht erkannt, obwohl er jahrelang mit ihm befreundet gewesen sein soll. Also, wie glaubwürdig dieser Zeuge und wie glaubwürdig diese Aussage denn wirklich dann ist, das ist sicherlich eine schwierige Bewertung.
Dieterle: Der Ausschuss läuft jetzt seit gut einem halben Jahr. Wie groß ist denn der Erkenntnisgewinn bislang und wann ist denn vor allen Dingen auch ein Ende abzusehen?
Otto: Na ja, es ist ja die Aufgabe des Ausschusses, herauszufinden, ob es im Vorfeld des Mordes an Walter Lübcke ein Versagen von Sicherheitsorganen gab. Da hat der Ausschuss bislang Ermittler gehört, er hat Sachverständige gehört und versucht jetzt eben, sich ein Bild zu machen durch die Aussagen von Mitgliedern der rechtsextremen Szene. Das ist ziemlich schwierig. Wir haben das schon gesehen im Untersuchungsausschuss zum Nationalsozialistischen Untergrund, dass Zeugen aus dieser Szene nicht in allen Punkten ein gutes Gedächtnis haben und dass dieses Gedächtnis häufig an Stellen versagt, wo es interessant geworden wäre.
Also da wirklich ein klares Bild zu machen, das wird sehr, sehr schwierig werden. Der Ausschuss hat dafür jetzt noch zwei Jahre Zeit. Am Ende der Legislaturperiode muss ein Abschlussbericht vorliegen und es sieht sicherlich danach aus, dass er diese zwei Jahre auch braucht.
Dieterle: Ganz aktuelle Informationen aus Wiesbaden, Michael. Vielen Dank dafür.
Otto: Gerne.