Schaltgespräch mit dem Sprecher der Familie Lübcke

Markus Appelmann spricht mit Dirk Metz darüber, wie die Familie von Walter Lübcke heute diesen Verhandlungstag erlebt hat.

Markus Appelmann, Moderator: Guten Tag Herr Metz!
Dirk Metz, Sprecher der Familie Lübcke: Hallo, Herr Appelmann, Glückauf nach Mainz!
Appelmann: Es war heute wieder ein schwerer Gang für die Familie Lübcke in den Gerichtssaal. Ist diese Verhandlung über die Revision nicht eine enorme Belastung?
Metz: Doch, das ist eine enorme Belastung. Das ist natürlich für die Familie und insbesondere für Frau Braun-Lübcke, die heute ja auch hier das Wort ergriffen hat, ist das natürlich immer schmerzlich. Es reißt immer wieder die Dinge neu auf. Und auf der anderen Seite sagt die Familie: „Wir sind das dem Ehemann und dem Vater schuldig, dass wir auch heute hier am BGH in Karlsruhe unsere Position deutlich gemacht haben“.
Appelmann: Sie haben es eben gesagt: Frau Braun-Lübcke, die Witwe, hat heute im Gerichtssaal das Wort ergriffen und geschildert, warum die Familie diesen Revisionsprozess anstrebt. Worum geht es der Frau und den Söhnen? .
Metz: Also es geht ganz zentral um die Frage, wie eigentlich die letzten Lebenssekunden von Walter Lübcke gewesen sind. Und einer der Vorwürfe der Nebenklage ist, dass das bis zum heutigen Tage nicht geklärt worden ist, aber auch nicht ordentlich ausgeleuchtet worden ist. Die Familie will wissen: Was war in den letzten Sekunden? Hat es eine Begegnung noch gegeben mit dem oder den Tätern, wie die Familie ja glaubt? Hat es noch ein Gespräch gegeben? Gab es einen Streit? Ist er noch aufgestanden und ist geschubst worden? Bis jetzt ist ungeklärt, wie die DNA an das Hemd von Stephan E. gekommen ist. Also, das sind die ganze Reihe Fragen, die ungeklärt sind, und die haben die beiden Anwälte, aber die hat auch Frau Braun-Lübcke heute, wie ich fand, sehr, sehr eindrucksvoll dargelegt.
Appelmann: Wie geht es der Frau und den Söhnen von Walter Lübcke jetzt nach diesem Verhandlungstag?
Metz: Das ist immer eine Last. Also man merkt, vor dem Tag habe ich eine enorme Anspannung bei allen dreien gespürt und wenn dann der Tag dahinter ist und wir das Gefühl auch gehabt haben, dass die Argumente Gehör gefunden haben, dass es eine sehr faire Verhandlungsführung durch den Vorsitzenden gewesen ist, dann ist dann natürlich auch ein Stück Erleichterung dabei.
Appelmann: Jetzt soll am 25. August eine Entscheidung verkündet werden. Wie geht es für Familie Lübcke dann weiter – was erwartet die Familie?
Metz: Die Familie erhofft sich natürlich etwas. Sie erhofft sich, dass der Freispruch gegen Markus H. aufgehoben wird und dass es eine neue Verhandlung geben wird, dann bei einem anderen Senat in Frankfurt. Das ist die große Hoffnung. Wir sind mit dem heutigen Tag in dem Sinne zufrieden gewesen, dass wir den Eindruck gehabt haben, dass die Argumente der Hinweise auf die vielen Indizien, die es gegeben hat, dass das hier heute Gehör gefunden hat und alles andere muss man jetzt in der größtmöglichen Gelassenheit abwarten.
Appelmann: Dirk Metz, vielen Dank, dass sie uns diesen Einblick gegeben haben. Danke für’s Gespräch.
Metz: Danke, Herr Appelmann, Glückauf nach Mainz!