Schäfer-Azubis gesucht

Sie sind die letzten ihrer Art. Die Schäfer. Und Nachwuchs ist nicht in Sicht. Ein geringer Stundenlohn, draußen sein, bei jedem Wetter, so gut wie kein Urlaub. Da wollen immer weniger junge Menschen Schäfer werden. In ganz Hessen gibt es aktuell nur zwei Auszubildende. Eine von ihnen haben wir in Hessisch Lichtenau in Nordhessen getroffen und sie hat uns erzählt, warum Schäferin für sie dennoch ein Traumberuf ist.

Jördis Veldman will Schäferin werden. Seit August ist sie Auszubildende und kümmert sich heute um 700 Schafe. Die Pyrenäenberghunde Hugo und Shaun helfen ihr die Herde vor Wölfen zu schützen. Für die 20 Jährige ist der Beruf eher Liebe auf den zweiten Blick.
Jördis Veldman, Auszubildende: Ich bin eigentlich gelernte Sozialassistentin und habe dann gelernt, dass Schafe nicht so viel wiedersprechen wie Kinder oder Eltern und deswegen bin ich dann doch gewechselt.
Jetzt lernt sie nicht nur die Hunde und Schafe im Griff zu halten, sondern auch sie zu versorgen. Das geht von der richtigen Medizin bis zu den Klauen. Die müssen immer sauber und gepflegt sein. Doch auch der große Zaun, um die Herde herum muss täglich neu aufgestellt werden. 210 Hektar halten die Schafe in Schuss. Und fressen dabei nicht nur Gras sondern auch das giftige Jakobskreuzkraut.
Jördis Veldman, Auszubildende: Schafe gehören einfach irgendwie ins europäische Landschaftsbild und das schon seit einigen Jahrhunderten und sie pflegen es, sie schützen es, sie erhalten es und wenn wir die Tiere erhalten, erhalten wir uns damit. Also es ist so ein schöne Gesamtkreislauf, den man nicht unterschätzen sollte.
Jördis Veldman kann verstehen, dass so wenige junge Menschen den Beruf ergreifen möchten. Denn Vorstellung und Realität gehen dabei weit auseinander.
Jördis Veldman, Auszubildende: Die meisten denken ja, ich habe meinen Stab, stehe so auf der Weide und gucke so rum. Das mache ich ja nicht. Die meisten haben wirklich gesagt, toll jetzt machst du das zwei Jahre lang, dann kannst du ja auf der Weide das Instrument üben und das Instrument. Was meint ihr denn, was ich da mache. Dass ich da rumstehe und Däumchen drehe? Und das ist glaube ich das Bild das viele haben. Und so ist es nicht. Es ist schon wirklich auch ein leichter Knochenjob. Wie gesagt bei Wind und Wetter draußen.
Außerdem muss sie vier Monate pro Jahr noch in die Schule. Ein Grund, warum einige die Ausbildung wieder abbrechen, meint Schäfer Alexander Schlauch. Keine guten Zukunftsaussichten für den Beruf. Denn der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen vermutet, dass zwei Drittel der Schäfereien in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger suchen.
Alexander Schlauch, Schäfer in Hessisch Lichtenau: Das macht mir schon Sorgen. Das ist sicherlich ein toller Beruf, wenn man da wirklich voll und ganz dahinter steht. Aber wie viele das sind, die das durchziehen ist eine andere Frage. Und es ist halt auch nicht einfach, was man in zwischen an politischen Hürden hat.
Neben dem Konflikt mit dem Wolf ist das vor allem die viele Bürokratie. Einen Großteil seiner Arbeit verbringt Alexander Schlauch am Schreibtisch.
Alexander Schlauch, Schäfer in Hessisch Lichtenau: Es geht so verdammt viel von der schönen Arbeitszeit dafür drauf, dass man Dinge notiert, aufschreibt und halt über alles Buchführen muss. Und das ist sicherlich gerechtfertigt, weil das ja auch ein Grund hat, warum das da hingekommen ist, aber es nervt.
Jördis Veldmann schreckt das aber nicht ab. Sie will die Ausbildung durchziehen und in zwei Jahren Schäferin sein. Um Tiere und Landschaft zu pflegen.
Jördis Veldman, Auszubildende: Es macht echt große Freude. Und wenn es den Tieren gut geht, dann geht einem auch gut und das ist was Schönes, ja was Erfüllendes. Ich finde das ist ein schönes Wort. Wenn man sagen kann der Beruf ist erfüllend.