Ruder-Weltmeister Oliver Zeidler startet für Frankfurt

Er gilt als eines der größten Rudertalente der Welt: Oliver Zeidler ist zweifacher Welt- und Europameister und seit diesem Frühjahr für die Frankfurter Ruder-Gesellschaft Germania am Start. Wir haben Deutschlands aktuell besten Ruderer in seiner neuen sportlichen Heimat getroffen.

Vorbei an großen Schiffen und Industrieanlagen, unter 32 Brücken durch und immer die Skyline im Blick – so lässt sich das heutige Training des amtierenden Ruder-Weltmeisters zusammenfassen. Zum ersten Mal rudert Oliver Zeidler heute auf dem Main – und war im Vorfeld etwas skeptisch.
Oliver Zeidler, Zweifacher Ruder-Weltmeister
„Ich glaube, der Main ist bisher nicht so bekannt dafür, dass er optimale Ruderbedingungen bietet. Das ist bei anderen Gewässern, bei Rudern ist das ganz verrückt. Manchmal sieht man so ein Streifen Gewässer und sagt: ‚Wow, auf dem Ding würde ich jetzt gerne rudern‘. Hatte ich jetzt beim Main noch nicht, aber vielleicht überrascht er mich ja jetzt gleich.“
Und das tut er. Vor allem die Kulisse hat es dem 26-Jährigen angetan. Meistens trainiert Oliver Zeidler auf seiner Heimstrecke nördlich von München. Dort ist er aufgewachsen und hat das Rudern gelernt. Und das ist noch gar nicht so lange her. Erst 2016, im Alter von zwanzig Jahren wechselt er vom Schwimmen ins Boot – und startet seine beispiellose Karriere. Von Anfang an räumt er bei internationalen Wettbewerben eine Medaille nach der anderen ab. Nach drei Jahren folgt der erste Weltmeistertitel.
Oliver Zeidler, Zweifacher Ruder-Weltmeister
„Also zu erklären ist das eigentlich nicht. Man braucht natürlich gewisse Grundvoraussetzungen, glaube ich, um in einem neuen Sport dann gleich relativ hoch einzusteigen. Die hatte ich glücklicherweise durchs Schwimmen. Und quälen konnte ich mich auch schon immer ganz gut.“
Zeidler stammt aus einer Ruderer-Familie. Tante, Onkel und Vater waren international erfolgreich, genau wie sein Großvater. Der stammt aus dem mittelhessischen Wetzlar und gewinnt in den 1960er und 70er Jahren alles, was es zu gewinnen gibt. 1972 in München krönt Hans-Johann Färber seine Karriere mit dem Olympiasieg im Vierer. Fünfzig Jahre später steht er seinem Enkel mit Rat und Tat zur Seite.
Hans-Johann Färber, Ruder-Olympiasieger 1972
„Ja, das ist natürlich ein einmaliges Erlebnis und macht einen wahnsinnig stolz, wenn der eigene Enkel dann so in die Fußstapfen des Großvaters tritt und ähnliche Erfolge erzielt.“
Oliver Zeidler, Zweifacher Ruder-Weltmeister
„Also, mein Großvater ist natürlich ein großes Vorbild. Er ist Olympiasieger geworden und das habe ich eben noch nicht in meiner Ruderkarriere erreicht. Das ist natürlich schon was, was ich mir sehr gerne erfüllen würde und das, was ich auch in Paris anstrebe, beziehungsweise woran ich arbeite momentan.“
Knapp zwei Jahre Training liegen bis dahin noch vor ihm – ob auf heimischem Gewässer oder hier in Frankfurt am Main. Nach zwei Europa- und zwei Weltmeistertiteln wäre der Olympiasieg ein weiterer Höhepunkt seiner Karriere – und er würde mit seinem Großvater gleichziehen.