RS-Virus sorgt für überfüllte Kinderarztpraxen

Kinderärzte in Rheinland-Pfalz und Hessen schlagen Alarm. Die Fälle des RS-Virus häufen sich bei Kindern. Teilweise gehen in den Intensivstationen schon die Betten aus. Hinter dem RS-Virus steckt eine eigentlich harmlose Atemwegserkrankung. Die kann aber besonders für kleine Kinder gefährlich werden. Und die Lage ist gerade so angespannt, dass Kliniken und Ärzte wieder am Limit sind.

Der kleine Benjamin ist gerade aus der Klinik entlassen worden. Seine Mutter ist besorgt, denn der zwei Monate alte Säugling hatte sich mit dem RS-Virus infiziert. Glücklicherweise nur eine leichte Erkrankung durch das Respiratorische-Synzytial-Virus, sodass er jetzt nur noch zur Nachuntersuchung vom Kinderarzt muss.
Sabrina Jerger, Mutter von Benjamin
„Wir waren jetzt nur zwei Nächte, andere Kinder zehn Tage, elf Tage in der Klinik. Und man möchte sie ja nicht von allem abschirmen. So Alltag möchte man trotzdem ihnen was zeigen, ihnen was bieten. Und dann jetzt noch mal mehr aufpassen zu müssen – es ist, ja, schwierig.“
Eine schwierige Situation für Eltern aber auch für Kinderärzte. Lothar Maurer behandelt in seiner Praxis in Frankenthal aktuell 180 Patienten pro Tag. Ein Viertel davon hat das RS-Virus. Im Sekundentakt klingelt das Telefon und das Wartezimmer ist überfüllt. Sogar vor der Praxis müssen Patienten warten.
Viele von Ihnen kommen sogar aus dem weiteren Umkreis hierher, denn viele Kinderärzte sind so überlastet, dass sie keine Patienten mehr aufnehmen.
Lothar Maurer, Kinderarzt in Frankenthal
„Die aktuelle Lage ist natürlich im Moment eine Katastrophe. Man arbeitet am Limit. Mittagspause gibt es im Großen und Ganzen nicht. Die Abendsprechstunde ist verlängert bis 19 Uhr, 19:30 bis die Patienten eben alle versorgt sind. Und das ist ein Zustand der auf Dauer so nicht geht.“
Die aktuelle Krankheitswelle ist laut dem Kinderarzt ein Nachholeffekt, da es kaum noch Corona-Schutzmaßnahmen gibt. Diese hätten Kinder in den letzten Jahren nicht nur vor Corona, sondern auch vor anderen Krankheiten beschützt. So infizieren sich Kinder neben dem RS-Virus vor allem mit Grippeviren. Beide können vor allem für kleine Kinder gefährlich sein.
Lothar Maurer, Kinderarzt in Frankenthal
„Babys können dann eine schwere Bronchitis davon bekommen. Das kann auch in eine Lungenentzündung ausarten, sodass es immer wieder Kinder gibt, die in der Klinik landen, die Sauerstoff brauchen, die im Extremfall sogar beatmet werden müssen.“
So wie bei dem Sohn von Cindy aus Frankenthal.
Cindy
„Für mich ist es ganz schlimm, da mein Sohn schon mit sechs Wochen das RS-Virus gehabt hat. Er wäre auch beinahe daran erstickt, war fast zwei Wochen im Krankenhaus.“
Daher arbeiten auch Kinderkliniken an der Belastungsgrenze. Aktuell gibt es kaum Platz auf den Stationen.
Lothar Maurer kann zumindest aktuell noch alle Patienten behandeln. Wie lange noch, ist aber unklar, denn ein Höhepunkt der Krankheitswelle ist nicht absehbar.