Rheinland-Pfalz verkürzt Corona-Isolation auf 5 Tage

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt aktuell wieder an. Heute liegt die bundesweite 7-Tage-Inzidenz bei 909,1. Gleichzeitig hat die rheinland-pfälzische Landesregierung beschlossen, die Dauer der Isolation für Corona-Infizierte ab Mai zu verkürzen. Für Kontaktpersonen von Infizierten entfällt die Quarantäne sogar ganz. Hessen und andere Bundesländer dürften bald nachziehen.

Wer sich mit Corona infiziert, muss sich zuhause isolieren. Daran ändert auch die neue Absonderungsverordnung des Landes nichts. Ab Mai kann die Isolation aber bereits nach fünf statt wie bislang sieben Tagen beendet werden.
Die Isolation endet nach fünf Tagen automatisch, vorausgesetzt man ist bereits 48 Stunden symptomfrei. Ein negativer Schnelltest wie bisher ist dann nicht mehr nötig.
Halten die Symptome aber an, muss die Isolation fortgesetzt werden. Solange bis 48 Stunden lang keine Symptome mehr auftreten. Spätestens nach zehn Tagen ist die Isolation dann aber in jedem Fall beendet.
Kontaktpersonen von Infizierten müssen zudem ab Mai überhaupt nicht mehr in Quarantäne. Das soll vor allem den Gesundheitsämtern eine Menge Arbeit ersparen. Aber:
Bettina Dickes, CDU, Landrätin Bad Kreuznach
Das tut es nicht, weil die Regeln sich schon seit Monaten verändert haben, das wir Kontaktpersonen nicht mehr informieren. Insofern ist das, was öffentliche Verwaltung macht, schon lange an der Stelle runtergefahren. Insoweit ist das ein Punkt, der uns nicht entlastet, aber in der Gesamtsumme viel macht.“
Denn vor allem die Wirtschaft profitiere davon, wenn Mitarbeiter schnell wieder in ihre Betriebe zurückkehren können.
Nach Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist das Risiko, andere Menschen mit Coronaviren anzustecken, kurz vor und unmittelbar nach Symptombeginn am höchsten und lässt mit der Zeit stark nach.
Studien legen außerdem nahe, dass Menschen, die gegen Covid-19 geimpft sind, – und das sind immerhin rund 75 Prozent der Rheinland-Pfälzer – von vornherein kürzer und insgesamt weniger stark ansteckend sind.
Diese Datenlage macht die Verkürzung der Isolationsdauer für den rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch vertretbar.
Bettina Dickes hätte sich aber noch mehr gewünscht.
Bettina Dickes, CDU, Landrätin Bad Kreuznach
Da wir de facto gar nicht kontrollieren können, ob jemand seine Quarantäne einhält oder nicht, – und ich weiß auch, dass es Menschen nicht tun –  würde ich mich wirklich freuen, wenn wir Richtung Herbst dann auf das Thema Eigenverantwortung setzen.“
Heißt: Wer an Covid-19 erkrankt, soll dann eigenverantwortlich zuhause bleiben. Doch so weit sind wir noch nicht. Auch im Mai werden Bettina Dickes‘ Mitarbeiter an jeden einzelnen Infizierten einen Isolationsbescheid schicken. Dass jetzt eine fünf statt einer sieben drinsteht, wird keinerlei Entlastung bringen.
Eva Dieterle spricht mit Clemens Hoch über Details der Lockerungen.
Eva Dieterle, Moderatorin: Guten Tag.
Clemens Hoch, SPD, Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz: Guten Tag.
Dieterle: Herr Hoch, die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt gerade wieder an. Ist das nicht der falsche Zeitpunkt, die Isolations-Regeln gerade jetzt zu lockern?
Hoch: Das ist genau der richtige Zeitpunkt, jetzt den nächsten Schritt hin zur Normalität zu gehen. Wir sehen einen kleinen Anstieg der Infektionszahlen, der ist aber in einem großen Teil auch darin geschuldet, dass wir über die Ostertage zu wenig Infektionen gesehen haben, und die Statistik arbeitet das jetzt auf.
Aber wir sehen ganz erfreulicherweise, dass in unseren Krankenhäusern die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Corona vor allem auf den Intensivstationen abnimmt. Und deswegen können wir jetzt auch bei den Absonderungsregeln etwas lockerer werden.
Dieterle: Die Länge der Isolation hängt auch davon ab, ob man 48 Stunden lang symptomfrei war. Ist es sinnvoll, dass die Infizierten über das Ende der Isolation selbst entscheiden?
Hoch: Wir haben noch klare Regeln. Wer positiv getestet ist, muss fünf Tage in Isolation und kann dann, wenn er keine Symptome mehr hat, auch die Isolation selber beenden. Das ist ganz vernünftig, denn die Menschen, die sich im Moment selbst testen und die Isolation auch damit auslösen, wenn sie positiv sind, das sind diejenigen, die wollen, sich an alle Regeln halten und es möglichst genau nehmen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das in Rheinland Pfalz gut gelingen wird.
Dieterle: Das heißt aber auch, wer sich verpflichtet fühlt zur Arbeit zu gehen oder in den Urlaub zu fahren will, der wird sich doch dann einfach als genesen erklären?
Hoch: Wir kommen jetzt bei Corona in eine Phase, die wir aus vielen anderen Erkrankungen auch kennen. Es gibt eben eine Unterscheidung zwischen „nur infiziert sein“ und „krank sein“. Und da müssen wir auch bei Corona hinkommen. Und das ist jetzt der erste Schritt. Ich kann allen Menschen nur raten, sehr genau auf sich zu hören und lieber einen oder zwei Tage länger zu Hause zu bleiben, auch um sich selber zu schonen. Aber natürlich ist die Frage von Symptomfreiheit auch immer eine subjektive. Aber da vertraue ich sehr auf die Vernunft und die Verantwortung des Einzelnen.
Dieterle: Wie definieren Sie denn genau symptomfrei? Manche haben wochenlang danach noch husten?
Hoch: Also, wer grippeähnliche Symptome hat – und das ist Schnupfen und Husten und vor allem auch Kopfschmerzen und Fieber, das sind eindeutige Corona-Symptome der Omikron-Variante. Die sollten auf jeden Fall noch sicherheitshalber zu Hause bleiben und sich schonen, um selber gesund zu werden, aber auch um andere nicht anzustecken.
Dieterle: Coronatests sind jetzt eigentlich nirgendwo so dringend notwendig, nicht mal zum Freitesten. Was halten Sie von der Forderung, die kostenlosen Tests abzuschaffen?
Hoch: Der Bund hat entschieden, dass es noch bis Ende Juni die kostenfreien Bürgertests gibt, und ich finde, das ist gut so! Wir sehen ja jeden Tag noch etliche Tausend Infektionen und wenn die neu festgestellt werden, dann gehen Menschen ja auch wie es sich gehört zum Profitest und lassen es dort die Infektionen, die man zu Hause festgestellt hat, auch bestätigen. Wir werden also noch etliche Wochen die Bürgertests auch brauchen.
Dieterle: So viel zu den aktuellen Regelungen. Herr Hoch, vielen Dank für das Interview.
Hoch: Sehr gerne.