Rheinland-Pfalz hebt 2G im Einzelhandel auf

Weitere Schritte in Richtung Freiheit, wobei die meisten deutschen Politiker das Wort „Freedom Day“ – Tag der Freiheit – meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Und dennoch ist es Fakt: Bis zum 20. März sollen bundesweit fast alle Corona-Schutzmaßnahmen zurückgefahren werden. Ein weiterer Schritt wird heute in Rheinland-Pfalz gemacht. Die 2G-Regel im Einzelhandel, wonach nur Geimpfte und Genesene reindürfen, ist abgeschafft.

Und wieder mal ändert Annette Plachetka, Inhaberin des Passion Schuhgeschäft in Mainz, den Aushang an der Ladentür. Das 2G-Schild kommt weg. Heißt: Ab heute dürfen hier auch wieder Ungeimpfte shoppen. Das aufwändige Kontrollieren von Impfstatus und Ausweis entfällt.
Annette Plachetka, Inhaberin Schuh Passion Mainz
„Vor allem, dass es jetzt auch bundeseinheitlich ist. Weil vorher war es in den letzten Wochen sehr kontraproduktiv, dass es nicht einheitlich gemacht wurde. Jetzt ist es überall gleich. So braucht sich der Kunde nicht vorher informieren, wo gilt was. Und das ist für uns natürlich eine Erleichterung und hoffen, dass die Kunden jetzt auch wieder zum Bummeln in die Stadt kommen.“
Eine weitere Erleichterung: Die Kontaktbeschränkung für Geimpfte und Genesene fällt weg. Sie dürfen sich jetzt in der Öffentlichkeit wieder mit mehr als zehn Personen treffen. Die Mainzer sind da allerdings zurückhaltend.
Dieter Silz, Pensionär
„Kommt immer drauf an, wie man’s übertreibt und ob man jetzt gleich mit zig Leut‘ oder mit 20 zusammenkommen sollte. Wir sind weiterhin Team Vorsicht.“
Gisela Reckert, im Ruhestand
„Mit Maß und Ziel. Nicht gleich da wieder in so Orgie ausfallen mit Feiern und Drücken und Küsschen links und Küsschen rechts. Also alles mit bisschen Abstand noch.
Daniel Marschollek, Angestellter
„Ja, ich glaube, man ist doch noch bisschen vorsichtig, weil man kriegt doch die Einschläge um einen herum mit.“
Leni Wawrzyk, Rentnerin
„Ich denke, irgendwann müssen die Politiker auch bisschen Lockerungen zulassen und die Menschen sind so genervt, dass wahrscheinlich nichts anderes übrig bleibt. Und dann muss man gucken, wie es sich entwickelt, ne?!“
Während in Rheinland-Pfalz gelockert wird, müssen sich die Hessen noch bis nächste Woche gedulden. Prinzipiell sei ein Absenken der Schutzmaßnahmen aber der richtige Schritt, sagt der ärztliche Direktor der Frankfurter Uniklinik. Die Lage auf den Intensivstationen habe sich unter Omikron entspannt.
Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Frankfurt
„Wenn wir das betrachten, insgesamt, dann sind wir, was die Maximalzahlen in Hessen angeht ungefähr bei 50 Prozent dessen was wir im Winter 2020/2021 betreut haben. Da ist erstmal – wenn man den Bereich der Covid-Erkrankten betrachtet, eine positive Mitteilung. Wenn wir allerdings auch noch eine andere Kennzahl betrachten, die wir uns immer anschauen, nämlich die Auslastung der verfügbaren Kapazitäten in den Kliniken, dann sind wir sowohl normalstationär als auch intensivmedizinisch deutlich über 80 Prozent. Und das ist so der Bereich, in dem wir sagen: Viel mehr an Belegung ist nicht möglich.“
Mit neuen Varianten des Corona-Virus könne sich die Lage auch wieder verschlechtern. Es sei weiterhin mit einem wellenförmigen Verlauf zu rechnen. Gesundheitsminister Kai Klose warnt deshalb…
Kai Klose, Bündnis ’90 / GRÜNE, Gesundheitsminister Hessen
„Es gibt keinen Grund jetzt zu Leichtsinn. Das will ich ganz ausdrücklich sagen. Herr Graf hat es vorhin völlig richtig angesprochen. Die Dinger [hält Maske hoch, Anm. d. Red.] sind unser bester Schutz. Genau wie das für Abstand und Hygieneregeln auch weiter gilt. Es hat doch wirklich niemand – also wir nicht und, ich glaube, Sie alle auch nicht – Lust, dann im Herbst diesen Jahres wieder vor der gleichen Situation zu stehen.“
Voraussetzung für die Lockerungsschritte sei deshalb auch, dass die Versorgung im Gesundheitswesen weiter stabil bleibe. Der Wegfall von 2G im Einzelhandel ist da das erste positive Signal seit langem. Doch den großen Ansturm in ihrem Geschäft in Mainz erwartet Annette Plachetka trotzdem nicht, die Laufkundschaft fehle nach wie vor.
Annette Plachetka, Inhaberin Schuh Passion Mainz
„Meine These ist immer, dass wir alle zusammen in einem Boot sitzen. Wir sind ganz extrem abhängig von der Gastro, Hotellerie und sie auch von uns. Und nur, wenn wir alles gemeisam machen, fühlt sich der Kunde auch wohl und kommt dann auch in die Stadt.“
Und so blicken Einzelhändler, Bürger, Gastronomen und Veranstalter nun sehnsüchtig auf die weiteren Lockerungsschritte und das Ende fast aller Maßnahmen am 20. März.