Rheinland-pfälzische Delegation in Ruanda

In dieser Woche reist die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit einer großen Delegation durchs ostafrikanische Ruanda. Grund ist das vierzigjährige Jubiläum der Partnerschaft zwischen Ruanda und Rheinland-Pfalz. Für afrikanische Verhältnisse ist Ruanda ein sehr kleines Land, aber ein Land mit einschneidender Geschichte. Mit dem Völkermord im Jahr 1994 erlebte das Land seine Stunde Null.

Wir sind in Ruandas Hauptstadt Kigali, im Garten der Erinnerung. Er steht für die dunkelsten Stunden der neueren Zeit des Landes. Allein hier auf diesem Hügel wurden an einem Tag im April 1994 über 3.200 Menschen umgebracht. Die
rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Landtagspräsident Hendrik Hering legen hier ein Blumengebinde nieder. Freddy Mutanguha ist Vizepräsident von Ibuka. Ibuka vertritt mehrere Organisationen Überlebender. Für ihn symbolisiert dieser Garten das neue Leben. Mutanguha verlor damals seine Eltern und vier Schwestern
Freddy Mutanguha, Vizepräsident Organisation Ibuka
„Sie wurden ermordet. Sie wurden in eine lange Grube geschmissen und sie warfen solange Steine auf, bis sie tot waren. Ich konnte ihre Schreie hören, weil ich mich in der Nähe versteckt hielt.“
Innerhalb weniger Monate wurden 1994 mehr als eine Million Menschen in Ruanda ermordet. Das Land erlebte seine Stunde Null; die Gesellschaft war gescheitert; eine Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen der Hutu und Tutsi schien unvorstellbar. Doch, wenngleich auch die Geschichte unvergessen bleibt, das rohstoffarme Land kämpfte sich mit Energie und Disziplin zurück. Im kontinentalen Vergleich gilt Ruanda als vorbildlich. Vor allem der Tourismus und der Dienstleistungssektor boomen.
Malu Dreyer, SPD, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz
„Wenn man heute auf Ruanda schaut, so wenige Jahre eigentlich danach, dann sieht man dass sich dieses Land beeindruckend entwickelt hat; egal ob bei Bildung, wirtschaftlichem Fortschritt und sozialem Zusammenhalt. Das kann uns sehr beeindrucken.“
Und doch staunte die Welt, als der Mainzer Corona-Impfstoffhersteller BioNTech im Februar zu einer Pressekonferenz an den Standort Marburg einlud. Im Beisein des ruandischen Staatspräsidenten Paul Kagame erfuhr die Welt, wie das Produktionsmodul für die Impfstoffherstellung in Kigali aussehen soll. 2024 soll die Produktion hier starten. Mehr als dieses kleine Modell mag man uns aktuell aber noch nicht zeigen
Miriam Ostheimer, Campus-Entwicklung BioNTech
„Wir fangen hier mit 50 Millionen Dosen an. Das ist unser Commitment mit den beiden BioNTainern. Wir haben die Möglichkeit, noch zwei weitere BioNTainer einzubringen, heißt: Man könnte dies weiter nach oben fahren. Wir haben auch die Kapazität von Lagerflächen. Und man muss sehen, wie das beim Zusammenspiel mit den beiden anderen Sites im Senegal und Südafrika ist. Auf jeden Fall ist ein Abscaling hier möglich.“
Alle Impfstoffe, die in Ruanda hergestellt werden, sind für die Menschen in der Afrikanischen Union bestimmt. Bislang wird nur 1% der in Afrika benötigten Vakzine auf dem Kontinent selbst produziert. Für Ruanda ist dies auch ein Zeichen, gemeinsam mit seinen Nachbarn in eine bessere Zukunft zu gelangen. Voraussetzung dafür ist die Sichtweise des Mannes, dem der Völkermord seine Familie nahm.
Freddy Mutanguha, Vizepräsident Organisation Ibuka
„Wenn wir uns für die Rache entscheiden würden, würden wir exakt die gleichen Fehler wiederholen. Dann würden wir uns dafür entscheiden, Leben zu opfern. Aber wir haben uns aber entschieden, zu leben MIT unseren Nachbarn.
28 Jahre nach seiner Stunde Null macht sich das kleine Land nun auf in eine bessere Zeit. Es wird kein einfacher Weg sein, aber Freddy Mutanguha lebt dafür, ihn zu gehen.