Rheinfähren fahren bald auf Grund

Durch die anhaltende Trockenheit ist der Rheinpegel in den letzten Wochen drastisch gesunken. In Oestrich-Winkel sind einige Bootsanleger schon nicht mehr zu erreichen und auch der Fährverkehr leidet unter dem niedrigen Wasserstand. Es droht ein Totalausfall.

Die Überfahrt von Oestrich-Winkel nach Ingelheim ist Zentimeterarbeit. Der Fährführer hat nur noch wenig Spielraum in der Bucht auf der hessischen Seite. Heute hat er schon zweimal aufgesetzt. Der Rheinpegel ist mittlerweile zu niedrig für die große Fähre von Michael Maul.
Michael Maul, Rheinfähre Maul
„Wir sehen in der Winkler Bucht viele Sand- und Kiesbänke, die die Fahrrinne immer mehr einschränken. Die Fahrrinne ist momentan noch ungefähr 20 Meter breit, aber nicht mehr tief genug für unsere große Fähre und darum setzen wir aktuell eine spezielle Flachwasserfähre ein mit einem deutlich kleineren Tiefgang. Das sind ungefähr 40 bis 50 cm.“
Dank der Flachwasserfähre kann der Betrieb vorerst aufrechterhalten werden. Für viele Pendler eine gute Nachricht, denn sollte die Fähre nicht mehr fahren, wäre die nächste Möglichkeit den Rhein zu überqueren erst die Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden. Ein Umweg von knapp 35 Kilometern. Der kostet teures Benzin und wertvolle Zeit.
Michael Urban
„Die Fähre kostet zwar 6,50 €, aber ich spare doch sehr viel mehr Zeit, als wenn ich jetzt hinten über die Brücke fahre. Und Zeit ist einfach doch ein bisschen mehr wert.“
Jürgen Brendel
„Nach Wiesbaden – das ist schon ein Riesenaufwand. Mache ich nicht so gerne.“
Die neue Fähre hat Michael Maul von einem Fährbetreiber in Lorch gemietet. Der musste seinen Betrieb trotz Flachwasserfähre schon einstellen. Michael Maul kann zwar noch fahren und Geld verdienen, aber die Kosten sind hoch.
Michael Maul, Rheinfähre Maul
„Die finanzielle Belastung für den Betrieb ist natürlich beträchtlich. Wir müssen das Fährschiff anmieten, wir müssen spezielle Maßnahmen ergreifen, um die Vorbereitungen zu machen, dass die auch eingesetzt werden kann. Das sind Kosten, die belaufen sich auf knapp 2.000 € am Tag.“
Die eigenen Schiffe könnte der Fährbetreiber nur dann weiter nutzen, wenn man die Fährrinne weiter vertieft. Die Kosten dafür müsste der Betrieb aber selber tragen und diese sind für Michael Maul aktuell nicht zu stemmen. Ein weiteres Problem sind die mittlerweile überall rund um den Schiffsanleger zu sehenden Wasserpflanzen.
Michael Maul, Rheinfähre Maul
„Teilweise sieht die Winkler Bucht aus wie ein Grasteppich. Das sorgt dafür, dass es noch schneller verlandet und noch schneller versandet. Und die Pflanzen können uns in die Propelleranlagen geraten. Das ist uns in den letzten vier Jahren schon dreimal passiert. Das sind erhebliche Kosten, die dann entstehen und schön ist das Ganze nicht. Es sind eher Algen und es stinkt.“
Und die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Die Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz rechnet für die nächsten Tage mit keiner Besserung. Sie befürchtet weitere Einschränkungen im Schiffsverkehr auf dem Rhein. Keine guten Aussichten für Fährbetreiber und Pendler.