Rettungsschwimmer trainieren den Ernstfall

Immer weniger Menschen können schwimmen. Bei Kindern ist es besonders drastisch: Über die Hälfte aller Zehn-Jährigen sind keine sicheren Schwimmer, sagt die Wasserrettungsorganisation DLRG. Erst vor einigen Wochen ist ein Kind im Freibad in Nieder-Olm ertrunken. Rettungsschwimmer werden dementsprechend immer häufiger gebraucht. Wir haben uns bei einem Kurs in Nieder-Olm angeschaut, was man dafür lernen muss.

Victoria übt hier für den Ernstfall. Sie ist gerade 18 geworden und startet jetzt in den Schulferien ihre erste Saison als Rettungsschwimmerin. Im Training ist es nur eine Puppe, im Arbeitsalltag jedoch ein Mensch. Vergangene Woche erst musste Victoria im Freibad in Nieder-Olm aktiv eingreifen:
Victoria Andreev, Rettungsschwimmerin
„Das Becken war voll mit Kindern, mit Eltern und dann war da ein kleiner Junge, vielleicht 6, 7 nicht älter, ohne Schwimmflügel, ohne Schwimmweste – stand unten in Nichtschwimmerbecken, Kopf in den Nacken gestreckt, auf Zehenspitzen, hat sich gerade so über Wasser gehalten und ist dann immer tiefer, tiefer ins Wasser gegangen und stand dann letzten Endes Mitten im Becken, Niemand war in der Nähe, kein Elternteil, keine Aufsichtsperson, niemand, war kurz davor abzusaufen. Dann bin ich halt ins Wasser und habe es rausgeholt.“
Gelernt hat das Victoria bei Übungsleiter Malte Senska. Er trainiert die Rettungsschwimmer ehrenamtlich zwei Mal in der Woche.
Malte Senska, DLRG Übungsleiter
„Das große Problem, das wir in den letzten zwei Jahren hatten, obendrauf auf die sowieso schon prekäre Lage, ist, dass ganz viele Kinder, Jugendliche und zunehmend auch Erwachsene nicht in der Lage sind, sicher zu schwimmen.“
Sicher schwimmen, darunter versteht die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ausdauernd schwimmen. Entsprechend dem Jugendschwimmabzeichen Bronze heißt das: 400 Meter in 15 Minuten schaffen und zwei Meter tief tauchen. Rettungsschwimmer müssen dabei auch noch jemanden aus dem Wasser ziehen können.
Matthias, Rettungsschwimmer
„Man müsste es als Erwachsener eigentlich können, aber man merkt, wie viel man vergisst im Laufe der Zeit und von daher, ist super. Genau deswegen bin ich dabei.“
Nils, 14 Jahre alt
„Ich habe zum Beispiel auf der Klassenfahrt meinen Lehrer geholfen, dass er nicht die ganze Zeit alleine aufpassen musste.“
Manchmal braucht es für die Aufsicht beim Wasser eben zwei Menschen. Denn wie gefährlich Wasser sein kann, ist vielen nicht klar.
Victoria Andreev, Rettungsschwimmerin
„Es ist gefährlich. Also viele Menschen unterschätzen das Wasser tatsächlich. Wasser ist sau gefährlich. Es ist ein stiller Tod. Oft kriegt man das gar nicht mit oder wenn jemand einen Krampf kriegt, gerade einen Herzinfarkt hat oder den Kopf gegen etwas stößt. Das geht wahnsinnig schnell. Aber ich bin immer bereit dafür. Ich halte meine Augen offen.“
So wie morgen wieder. Dann wird Victoria im Freibad erneut darauf achten, dass jeder im Becken sicher unterwegs ist.