Rent-a-Bürgermeister in Obertshausen

Nah bei den Leuten zu sein – das ist wohl eine der wichtigsten Aufgaben für einen Bürgermeister. Was treibt die Menschen um? Wo liegen die Probleme? Um das herauszufinden geben viele Bürgermeister Sprechstunden. In Obertshausen im Kreis Offenbach geht der Bürgermeister jetzt aber andere Wege – und vermietet sich. Ja, Sie haben richtig gelesen.

Spiel, Spaß und gute Laune. Im Altenpflegeheim Haus Jona in Obertshausen ist die Stimmung prächtig. Zwischen den Senioren: der Bürgermeister der Stadt, Manuel Friedrich. Im Rahmen des Projekts „Rent-a-Bürgermeister“ hospitiert er heute für mehrere Stunden in der Einrichtung. So möchte er näher an den Bürgern sein.
Manuel Friedrich (parteilos) Bürgermeister Obertshausen
„Sonst kennt man es jetzt traditionell: Man macht einen Termin mit der Geschäftsführung oder hier mit der Einrichtungsleitung, die natürlich auch wichtig sind, und kriegt ein bisschen was über die Arbeit erzählt. Aber den Blick hinter die Kulissen bekommt man wirklich nur in der Praxis. Und darum geht es.“
Schon seit mehreren Monaten ist er in der Stadt unterwegs und besucht die Malteser, ein Schuhgeschäft oder hilft in der Eisdiele aus. Die Idee hat er von einem Netzwerk aus jungen Bürgermeistern in ganz Deutschland.
Nach dem Spielen gibt es Mittagessen. Auch hier packt Manuel Friedrich mit an und versucht, mit den Gästen in der Tagespflege ins Gespräch zu kommen.
Manuel Friedrich (parteilos) Bürgermeister Obertshausen
„Wie sieht es denn da mit dem Straßenbau aus? Wie entwickelt sich das, wann ist der fertiggestellt? Wird das eine Einbahnstraße? Einfach so normale Bürgergespräche auf diesem Weg mit beantworten zu können. Also ich denke es ist für beide Seiten ein Gewinn.“
Das sehen auch die Besucher der Tagespflege so.
Lotte Jäger
„Ich finde ihn sehr nett. Und es ist schön, dass er uns mal besucht hat.“
Jutta Weinknecht
„Ja. Das finde ich sehr gut. Ich denke, dass ist er hier der Gemeinde schuldig.“
Gerda Griesebruch
„Es ist ein Segen für unsere Stadt. Er ist ein ganz toller Bürgermeister. Er ist immer da, wenn er gebraucht wird.“
Doch bei dem Besuch geht es auch um die Wünsche der Einrichtungsbetreiber von Mission Leben. Sie hoffen, dass sich Manuel Friedrich für die Integration von ausländischen Fachkräften einsetzt und die Wege ins Büro des Bürgermeistes kurz sind.
Elke Weyand, Geschäftsführerin Mission Leben
„Dass man hier den Austausch mit hat und, ja, viele Themen, die man auch mitnehmen kann, weil es vielleicht den Kreis betrifft, wenn es zum Beispiel, um die Anerkennung internationaler Fachkräfte geht. Die Arbeitserlaubnis, die sehr trägen bürokratischen Verfahren. Da kann auch ein Bürgermeister einen kleinen Anschub geben.“
Und der zieht kurz vor dem Ende seiner Schicht ein positives Fazit.
Manuel Friedrich (parteilos) Bürgermeister Obertshausen
„Es sprudelt schon an Ideen. Es gibt einen Folgetermin. Und dann können wir vielleicht das ein oder andere Ergebnis dann auch erzielen, um hier noch etwas für die Gemeinschaft entstehen zu lassen.“
Und so hoffen auch die Bewohner, dass der Tag mit dem Bürgermeister nie vergehen wird.