Reaktionen auf die neuen Corona-Beschlüsse

Ein düsteres Bild der Corona-Lage hat heute Lothar Wieler gezeichnet. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts erwartet erst rund um Weihnachten den traurigen Höhepunkt der vierten Corona-Welle auf den Intensivstationen. Bund und Länder haben deshalb eine Verschärfung der Corona-Schutzmaßnahmen beschlossen. Sie bedeuten quasi einen Lockdown für Ungeimpfte. Die Maßnahmen belasten aber nicht nur Bürger, sondern zum Beispiel auch Gastronomen und Einzelhändler.

Das Modehaus Charlott in Speyer – seit 70 Jahren eine Institution für Damenmode. Die verkauft Thomas Armbrust in zweiter Generation seit 30 Jahren. Nun bangt der Einzelhändler um sein Geschäft. Denn für den Einzelhandel, aber auch für Kultur- und Freizeiteinrichtungen gilt künftig die 2G-Regel – Zutritt also nur noch für nachweislich Geimpfte und Genesene. Nach einem umsatzschwachen November befürchtet Thomas Armbrust, nun auf seiner Winterware sitzen zu bleiben.
Thomas Armbrust, Inhaber Modehaus Charlott Speyer
„Ich schätze jetzt mal, dass 70% unserer Kunden geimpft sind. Bleiben immer noch 30%, die nicht geimpft sind und die den Laden hier gar nicht mehr betreten dürfen. Das heißt, es ist mit Sicherheit noch mal ein Umsatzrückgang von 30%, weil diese Leute ja gar nicht mehr kommen dürfen.“
Keine guten Aussichten – mitten im Weihnachtsgeschäft. Seine Öffnungszeiten wird Thomas Armbrust einschränken, die fünf Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken.
Ähnlich sieht es in der Gastronomie aus. Denn auch hier gilt 2G. In Rheinland-Pfalz sogar 2G+. Hier müssen Geimpfte und Genesene, die noch keine Booster-Impfung erhalten haben, also zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen. Doch der ist dieser Tage gar nicht so leicht zu bekommen. Wie hier in Mainz bilden sich lange Schlangen. Schnelltests sind ausverkauft. Und so verbucht die Gastronomie eine Stornierungswelle.
Besonders hart trifft es Clubs und Diskotheken, die ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 350 schließen müssen. Das ist in Mainz zwar noch nicht der Fall, Wieland Wittmeier hat den Betrieb seines Rockclubs nach zwei Monaten trotzdem wieder eingestellt. Wegen zu hoher Auflagen.
Wieland Wittmeier, Inhaber Caveau Mainz
„Maskenpflicht und 2G+ – das Land Rheinland-Pfalz hat Regeln gemacht, die deutlich schärfer sind als der Bund sie gestern beschlossen hat. Und diese Regeln zwingen uns dazu, zuzumachen, weil sich der Betrieb schlichtweg nicht mehr lohnt. Und das ist ein Lockdown, ohne ihn Lockdown zu nennen.“
Seine Schulden sind mittlerweile auf einen sechsstelligen Betrag angewachsen. Für sich, aber auch für seine 14 Mitarbeiter fordert Wieland Wittmeier finanzielle Unterstützung und eine klare Perspektive. Andernfalls könnte hier nach 21 Jahren schon bald das Licht ausgehen – und zwar für immer. Hoffnungen setzt der 52-Jährige auch in eine allgemeine Impfpflicht. Und bekommt dafür Rückenwind aus der Bevölkerung.
Susanne Krapf, Erzieherin
„Ich würd’s gut finden, wenn wirklich alle Leute sich impfen lassen müssten. Es ist halt das Gesundheitssystem, das kracht ja total zusammen.“
Robin Ewald, Selbständiger
„Und jeder, der dann sagt, er will sich nicht impfen lassen … hab ich jetzt kein Verständnis.“
Fabio di Costa, Groß- und Außenhandelskaufmann
„Leider muss man halt drastische Wege führen. Wenn die Leute sich nicht impfen lassen möchten, dann, ja, dann ist es auch schon gut.“
Enttäuscht sein von den Bund-Länder-Beschlüssen dürften nicht zuletzt diejenigen, die sich schon auf ein großes Silvesterfeuerwerk gefreut hatten. Denn der Verkauf von Böllern und Feuerwerk ist, wie schon im letzten Jahr, verboten.