Reaktionen auf die Bluttat von Aschaffenburg

Es ist eine Tragödie, die sich gestern Mittag in Aschaffenburg abgespielt hat. In einem Park in der bayerischen Stadt nahe der Landesgrenze zu Hessen, greift ein Mann eine Kita-Gruppe mit einem Messer an. Zwei Menschen sterben, drei weitere werden schwer verletzt. Der Täter: ein afghanischer Staatsangehöriger, der womöglich eigentlich gar nicht mehr hätte in Deutschland sein dürfen. Und so mischt sich zu der Trauer auch die politische Diskussion – und die Frage: Hätte diese Tat verhindert werden können?

Kerzen, Blumen und Plüschtiere erinnern an die Opfer dieser schrecklichen Tat: ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann. Er hat Zeugen zufolge helfen wollen, als der mutmaßliche Täter mit einem Messer auf eine Kita-Gruppe losgegangen ist und stirbt selbst an Stichverletzungen. Die Polizei ist schnell vor Ort und kann den Tatverdächtigen in der Nähe des Tatorts, einem Park in der Aschaffenburger Innenstadt, festnehmen.
Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 28-jährigen afghanischen Staatsangehörigen, der seit etwas mehr als zwei Jahren in Deutschland lebt. Seinen Asylantrag habe er vor einigen Wochen zurückgenommen und den Behörden gegenüber angekündigt, wieder ausreisen zu wollen – was er bis heute aber nicht tat. Der Mann befinde sich schon länger in psychiatrischer Behandlung.
Auf seine psychische Erkrankung, so der bayerische Innenminister, könnte auch der Messerangriff zurückzuführen sein. Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gebe es aktuell nicht.
Auch wenn das Motiv mutmaßlich ein anderes ist, die Tat in Aschaffenburg erinnert unweigerlich an die Taten in Solingen und Mannheim – als im vergangenen Jahr ebenfalls geflüchtete Männer durch Messerangriffe unschuldige Menschen getötet hatten.
Die Reaktionen, auch aus der Politik, zeigen, wie sehr die Bluttat in Aschaffenburg die Gesellschaft ins Mark trifft.
Alexander Schweitzer (SPD), Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
„Ich bin, wahrscheinlich wie alle Menschen in Deutschland, erst mal erschüttert. Es ist ein furchtbares Verbrechen. Es muss mit aller Akribie auch aufgeklärt werden, wie es zu einem solchen Vorfall kommen konnte und was die weiteren Hintergründe sind.“
Auch der Bundesvorsitzende und Kanzlerkandidat der CDU, Friedrich Merz, reagiert gestern Abend beim Jahresempfang der Wirtschaft in Mainz betroffen.
Friedrich Merz (CDU), Bundesvorsitzender
„Das bewegt uns, das beschwert uns, das erfordert politische klare Antworten. Wir werden darüber sprechen müssen, sobald die Umstände dieser schrecklichen Tat aufgeklärt sind.“
Sein Parteikollege Roman Poseck, hessischer Innenminister, geht heute einen Schritt weiter. Der mutmaßliche Täter sei den Behörden schon mehrfach wegen Gewalttaten aufgefallen.
Roman Poseck (CDU), Innenminister Hessen
„Ich trete seit längerem dafür ein, dass wir mit Straftätern, die zu uns gekommen sind, konsequenter umgehen. Dazu gehört für mich vor allem, dass sie auch in ihre Heimatstaaten wieder zurückgeführt werden. Wir haben mehrfach die Bundesinnenministerin angemahnt, dass es Abschiebeflüge nach Afghanistan gibt. Es hat einen gegeben, im Spätsommer, aber das war bisher leider eine Eintagsfliege.“
Auch die AfD fordert ein schnelles Handeln durch die Bundesregierung.
Andreas Lichert (AfD), Landesvorsitzender Hessen
„Eine politische Antwort ist jetzt überfällig. Wie viele solcher grausamen Taten müssen noch passieren, bis den Worten auch Taten folgen? Das Land ist überfordert, die elementaren Sicherheitsinteressen der Bürger zu schützen, und das ist ein untragbarer Zustand.“
Bundeskanzler Scholz sichert bereits gestern eine schnelle Aufklärung zu und kündigt an, die nötigen Konsequenzen ziehen.
In Aschaffenburg geht es heute, am Tag nach dem Messerangriff, darum, Zeugen zu befragen, Spuren auszuwerten und das Geschehene aufzuarbeiten. Um 18 Uhr ist ein öffentliches Stilles Gedenken in der Nähe des Tatorts geplant.