Raus aufs Land statt Wohnungskampf in der Stadt?

Sie kennen es vielleicht selbst: In Frankfurt, Kassel oder Mainz eine Wohnung zu finden, gar nicht so einfach. Um die Wohnungsnot in Städten zu verringern, will Bundesbauministerin Klara Geywitz von der SPD, dass die Menschen aufs Land ausweichen. Doch dafür müssen gleichwertige Lebensverhältnisse her, sagt auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer. Wir haben uns beispielhaft mal in der Eifel angeschaut, wie es denn um die Gleichwertigkeit bestellt ist.

Habscheid in der Eifel. 680 Menschen wohnen hier. Bürgermeister Dietmar Fuchs ist hier geboren und aufgewachsen. Es gab mal eine Post, eine Bankfiliale, vier Gaststätten und zwei Lebensmittelgeschäfte, erinnert er sich.
Jetzt gibt es noch eine Gaststätte.
Dietmar Fuchs (parteilos), Bürgermeister Habscheid
„Unsere Alltagserledigungen können wir herstellen in den Mittelzentren wie zum Beispiel Bleialf oder Pronsfeld oder auch die Stadt Prüm mit 6.000 Einwohnern. Dort sind sämtliche Discounter vertreten. Das sind zwar Wege von 17-18 Kilometern. Dort ist auch noch das Krankenhaus, was für uns zuständig ist. Leider sind in den Mittelzentren die Arztpraxen zurückgegangen. In Pronsfeld ist jetzt die letzte geschlossen worden, in Bleialf waren es früher zwei.“
Es fährt ein Bus, aber der braucht für die 18 Kilometer nach Prüm über eine Stunde. Auch einen Bürgerbus gibt es, der aber zwei bis drei Tage im Voraus bestellt werden muss. Ohne Auto gehe hier nichts, sagt Dietmar Fuchs deshalb.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer fordert gegenüber der Deutschen Presseagentur gleichwertige Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land. Für ein Interview darüber, wie das gelingen soll, steht er nicht zur Verfügung.
Wir fragen seinen Innenminister.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Uns ist es besonders wichtig, dass wir Orte schaffen – nennen wir sie Dorfgemeinschaftshäuser –, die die Möglichkeit geben, dass Menschen sich treffen, dass Vereine sich treffen können. Wir unterstützen sowas auch wie Dorfläden mit sehr ambitionierten Programmen, aber klar, es muss zusammenkommen Engagement vor Ort, entsprechende Initiativen und dann öffnen wir gerne auch die Wege zu Förderprogrammen, um das dann am Ende des Tages zu realisieren. Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen ist uns schon sehr wichtig.“
Habscheid hat ein Dorfgemeindehaus, eine Kita, einen Musik- und einen Sportverein. Man wolle den Leuten was bieten, so der Bürgermeister. An Ideen zur Dorfentwicklung mangele es nicht, doch an die Fördermittel des Landes zu kommen, sei sehr umständlich.
Dietmar Fuchs (parteilos), Bürgermeister Habscheid
„Wenn man einen solchen Sportplatz hier herrichten will, hieß es damals: ‚Ihr müsst ein Konzept entwickeln, ihr müsst über den Sportförderbund Mittel beantragen, ihr müsst dieses und jenes machen.‘ Genauso ist es mit anderen Projekten. Ehe ich dann überhaupt in den Bau komme, ist die Sache für uns unattraktiv geworden, weil ich a) die Planungskosten zu decken habe, wofür ich dann meine Zuwendung bekomme, und in den drei /vier Jahren ist wieder alles wesentlich teurer geworden.“
Die Lust an seinem Amt hat Dietmar Fuchs bislang nicht verloren. Er wohne, wo andere Urlaub machen. Und das gerne. Und trotzdem kann von Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse wohl auf absehbare Zeit keine Rede sein.