Querdenker organisieren „Maskenumzug“ am Rosenmontag

Eingefleischten Fastnachtern dürfte das Herz bluten: Zum zweiten Mal in Folge musste der Rosenmontagszug in Mainz abgesagt werden. Die Fastnacht jedoch komplett abzusagen, das geht offensichtlich nicht. Mehrere hundert Narren zogen heute kostümiert durch die Straßen in der Landeshauptstadt. Doch sie waren dort nicht alleine. Heute bot sich der Stadt ein Bild, das es so zu Fastnacht noch nicht gegeben hat.

Auf der einen Seite sie – die sich den Rosenmontag nicht von Corona vermiesen lassen und trotzdem zusammen feiern. Auf der anderen Seite sie – die statt dem abgesagten Fastnachtsumzug einen Querdenker-Zug veranstalten, um gegen die Corona-Schutzmaßnahmen zu protestieren.
„Wir demonstrieren für Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung und für eine menschengerechte Zukunft ohne Impfzwang.“
„Es geht mir da drum, dass die Menschen mehr auf sich zugehen sollten, nicht mehr die erste Frage ist ‚Bist du geimpft, bleib draußen‘, sondern ‚Gude, wie geht’s?‘.“
„Es hat den Bezug zu Rosenmontag, weil die Mainzer Fastnacht ja sehr politikkritisch ist und weil wir auch kritisch sind mit den Maßnahmen, die da immer noch stattfinden. Also Schluss mit der Angstpolitik und wir wollen wieder in Freiheit und auch mit Lebensfreude leben.“
Rund 200 Demonstranten zogen heute durch die Innenstadt, begleitet von jeder Menge Polizei. Fastnacht und Corona-Kritiker, das passt nicht zusammen, finden viele Feiernde. Die Demonstration ist Missbrauch einer Tradition, sagt der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins.
Reinhard Urban, Präsident Mainzer Carneval-Verein
„Natürlich ist auch die Fastnacht politisch, gesellschaftlich kritisch und so soll es ja auch sein und so sollen die Menschen auch sein, aber das soll dann immer noch ein rationaler, nachvollziehbarer Grund sein, warum man in bestimmten Bereichen kritisch ist. Kritisch zu sein gegen Maßnahmen, die der Bevölkerung, dem Bevölkerungsschutz dienen, da muss man sagen, da kann man wenig Verständnis für haben.“
Diese Ansicht teilen auch viele Fastnachter in der Mainzer Innenstadt. Teils verärgert, teils belustigt lassen sie die Corona-Kritiker an sich vorbeiziehen.
Christian Bachmann
„Corona-Diktatur, davon sind wir sehr weit entfernt. Wir können aktuell nach Osteuropa gucken und da sehen wir, was es bedeutet, in einer Autokratie zu leben, davon sind wir meilenweit entfernt.“
Tina Müller
„Da kann man eigentlich fast gar nichts Vernünftiges zu sagen, weil so unvernünftig und so daneben wie die Aktion ist, das steht eigentlich für sich.“
Eva Leibig
„Das passt überhaupt nicht dazu, weil der Rosenmontag ja schon was mit Gemeinsamkeit und Solidarität zu tun hat und es ja einen guten Grund gibt, dass man den Zug abgesagt hat, deswegen also – das ist eigentlich eine Unverschämtheit.“
Auch unter den Nicht-Fastnachtern regte sich Protest gegen den Zug. Trotzdem – den Rosenmontag und vor allem die gute Stimmung lassen die Narren sich nicht so schnell austreiben.