Prozess wegen Angriff auf Polizeistation

Es ist ein Fall, der einmal mehr für Schrecken gesorgt hat. Im September des vergangenen Jahres dringt ein Mann mit einer Machete bewaffnet in die Polizeiwache im rheinland-pfälzischen Linz ein und droht, dort alle Polizisten zu töten. Der Mann kann nur durch ein Spezialeinsatzkommando überwältigt und festgenommen werden. Nun muss sich der 29-jährige Albaner vor Gericht in Koblenz verantworten.

Man kann nur von Glück sprechen, dass alle Polizisten den Angriff überlebt haben. Denn Arlindo M., der heute auf der Anklagebank in Koblenz sitzt, soll in der Polizeiwache regelrecht gewütet haben.
Laut Anklage soll der albanische Staatsbürger gegen halb 3 in der Nacht die Polizeistation mit einer Machete mit einer 47 Zentimeter langen Klinge gestürmt und dreimal „Allahu Akhbar“, also „Gott ist groß“, gerufen haben. Ein Polizeibeamter greift sofort ein und verriegelt die Sicherheitsschleuse, sodass der Mann festsitzt. Der 29-Jährige soll daraufhin 50 Mal mit der Machete auf die Scheibe eingeschlagen haben, die den Eingang vom Wachraum trennt. Er kann rund zwei Stunden später von Spezialkräften mit einem Taser überwältigt werden.
Den Ermittlungen zufolge eine islamistisch motivierte Tat.
Christopher do Paço Quesado, Generalstaatsanwaltschaft Koblenz
„Nach der Tat haben die Ermittlungen ergeben, dass der Angeklagte sich Anfang 2024 religiös zu radikalisieren begonnen hat. Der Angeklagte hat Inhalte des Islamischen Staats über Medienkanäle konsumiert. Er hat sich als Sympathisant des Islamischen Staats geäußert. Wir haben in seiner Wohnung eine Flagge des Islamischen Staats festgestellt. Und außerdem konnten wir Hinweise darauf gewinnen, dass der Angeklagte unmittelbar vor der Tatbegehung sich im Internet auch mit dem Anschlag vom 5.9.2024 in München beschäftigt hat.“
Die Staatsanwaltschaft hat Hinweise, dass Arlindo M. die Polizisten töten wollte, weil sie als deutsche Staatsbedienstete Israel beim Vorgehen gegen die Hamas im Gazastreifen unterstützen würden. Der 29-Jährige hat sich legal in Deutschland aufgehalten und war bereits polizeilich bekannt, allerdings nicht als islamistischer Gefährder.
Angeklagt ist er nun wegen versuchten Mordes.
Robert Murmann, Reporter
„Arlindo M. wirkt heute vor Gericht abwechselnd gelangweilt und amüsiert. Er macht den Eindruck als habe mit der ganzen Sache gar nichts zu tun. Als die Richter in den Saal kommen, ist er der einzige im Raum, der sich nicht von seinem Stuhl erhebt, sondern er sitzt mit verschränkten Armen und Kaugummi kauend neben seinem Verteidiger und lächelt immer wieder in sich hinein. Als die Anklage verlesen wird, verzichtet er ausdrücklich darauf von einer Dolmetscherin die Vorwürfe der Staatsanwältin ins Albanische übersetzt zu bekommen. Er möchte keine Aussagen machen zu seiner Person oder zur Tat. Und auch eine Untersuchung durch eine psychologische Sachverständige lehnt er ab.“
Vor Gericht sagt heute auch der wachhabende Polizeibeamte aus, der in der Tatnacht direkt hinter der Panzerglasscheibe sitzt.
Robert Murmann, Reporter
„Der Beamte sei sich sicher gewesen, dass die Glasscheibe nur wenigen Schlägen standhalten könne. Er habe sich mit gezückter Dienstwaffe bereits auf einen Kampf auf Leben und Tod eingestellt, sagte er heute im Zeugenstand. Nach den Ereignissen habe er sich auf eine andere Dienststelle versetzen lassen. Dennoch vergehe kaum ein Tag, an dem er nicht an die Tatnacht zurück denken müsse.“
Für den versuchten Mord aus niedrigen Beweggründen droht dem Angeklagten nun eine dreijährige bis lebenslange Haft.