Prozess um Polizistenmorde geht weiter

Es ist Tag 6 im Prozess um den Mord an zwei Polizisten Ende Januar. Auf einer Kreisstraße in der Nähe von Kusel wurden sie bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle erschossen. Die Tötung des männlichen Opfers hat der Hauptangeklagte Andreas S. schon zugegeben, allerdings habe er aus Notwehr gehandelt. Jetzt geht es vor allem darum herauszufinden, wer Yasmin B. erschossen hat.

 

Es ist durchaus möglich, dass eine Person allein alle Schüsse abgegeben hat, die die beiden Polizisten verletzt oder getötet haben – die aus der Schrotflinte und die aus dem Jagdgewehr. Zu dieser Einschätzung kommt ein Experte für Schusswaffen des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz, nachdem der vorsitzende Richter ihm die zeitlichen Abstände zwischen den Schüssen erläutert. Ein Nachladen der Waffen sei in dieser Zeit „locker möglich“, so der Sachverständige. Um das zu verdeutlichen, führt er der Kammer die Original-Tatwaffen vor und simuliert den Ladevorgang. Als der vorsitzende Richter das Wärmebildzielfernrohr begutachtet, das Andreas S. bei der Jagd verwendet hatte, kommt es zu einer skurrilen Szene mit dem Hauptangeklagten.
Jana Stark, Reporterin: „‘Wenn Sie es ganz scharf haben wollen, dann müssen Sie es kalibrieren‘, weist Andreas S. den Richter hin. Er könne ihm unter seiner Maske mal die Zunge rausstrecken, damit er sehe, wie gut das mit dem Wärmebild funktioniere. Und auch sonst nutzt der Hauptangeklagte jede Gelegenheit, um seine Waffenexpertise zu demonstrieren.“
Die erhofften neuen Erkenntnisse durch DNA- oder Schmauchspurengutachten gibt es heute nicht. Nur so viel: An den Händen und der Kleidung beider Angeklagter wurden Rückstände gefunden, die nach einer Schussabgabe entstehen. Wie die Angeklagten zu diesen Schmauchspuren gekommen sind, dazu sei aus kriminaltechnischer Sicht keine eindeutige Aussage möglich, so Sachverständige. Entweder direkt durch eine Schussabgabe, durch die unmittelbare Nähe zu einer Schussabgabe oder durch den Kontakt zu Gegenständen mit denen geschossen wurde beziehungsweise Personen, die geschossen haben.
Auch die DNA-Spuren bestätigen das, was bisher schon bekannt ist. Nur eine Spur gibt den Richtern Rätsel auf: Im Laufinneren der Schrotflinte haben die Ermittler DNA von Florian V. gefunden. Wie sie dahin gekommen ist, bleibt heute offen.
Christian Kessler, Verteidiger von Florian V.: „Die Sachverständige hat, befriedigend für alle Beteiligten, dargelegt, dass es absolut nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich ist, dass diese Spur nach den Schussabgaben gesetzt worden ist, weil es unwahrscheinlich ist, dass eine solche Spur eine Schussabgabe überstanden hätte.“
Äußern möchte sich Florian V. dazu aber nicht, er habe bei der Polizei direkt nach der Tat schon alles gesagt, was es zu sagen gebe, so sein Anwalt. Wer also tatsächlich mit der Schrotflinte geschossen und Yasmin B. erschossen hat, kann durch die heutigen Gutachten nicht geklärt werden. Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt.