Prozess um geplante Lauterbach-Entführung

„Silent Night“, also „stille Nacht“ – so nannte die Terrorgruppierung „Kaiserreichsgruppe“ ihren Umsturzplan. Ihre Mitglieder sollen geplant haben, einen bundesweiten Stromausfall herbeizuführen und das darauf folgende Chaos zu nutzen, die Regierung zu stürzen. Deutschlandweit laufen bereits Prozesse gegen mutmaßliche Mitglieder der Gruppe. So zum Beispiel in Koblenz. Heute ist auch in Frankfurt ein Prozess gestartet.

Gegen Wilhelm P., 62 Jahre alt, aus dem südhessischen Kreis Bergstraße. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied der terroristischen Gruppierung „Kaiserreichsgruppe“ zu sein. Ihr vorrangiges Ziel: Der Sturz der Regierung und die Abschaffung der Demokratie zugunsten einer dem deutschen Kaiserreich von 1871 ähnlichen Staatsform.
Tobias Wipplinger, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
„Hierzu soll die Vereinigung mutmaßlich Sprengstoffanschläge auf neuralgische Punkte der Stromversorgung in der Bundesrepublik geplant haben und darüber hinaus geplant haben, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mittels Waffengewalt zu entführen. Wobei die Tötung der Personenschützer von den Vereinigungsmitgliedern zumindest billigend in Kauf genommen worden sein soll.“
Wilhelm P. soll vor allem die Lauterbach-Entführung, die sogenannte „Operation Klabautermann“, mit geplant und angeboten haben, die für den Umsturz benötigten Waffen in seiner Garage in Südhessen zu lagern.
Im schlimmsten Fall droht dem Angeklagten eine Haftstrafe von zehn Jahren. Die Verteidigung versucht, einen Deal für Ihren Mandaten zu erwirken. Wilhelm P. könne mit einem vollumfänglichen Geständnis dazu beitragen, das Verfahren erheblich zu beschleunigen und soll dafür mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren davonkommen. Doch die Generalstaatsanwaltschaft lehnt ab.
Tobias Wipplinger, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
„Gleichwohl wird natürlich das Geständnis des Angeklagten im Verfahren Beachtung finden und auch von der Generalstaatsanwaltschaft wohlwollend im Rahmen der Strafzumessung gewürdigt werden.“
Der Angeklagte macht heute detaillierte Angaben zu seiner Person:
Früh hätten sich seine Eltern getrennt. Die Geschwister seien daraufhin bei der Mutter, er bei seinem – wie er sagt – Erzeuger aufgewachsen, der ihn regelmäßig verprügelt habe.
Sonia Schmitt, Reporterin in Frankfurt
„Unter den Folgen habe er sein ganzes Leben gelitten. Immer wieder sei er in Schwierigkeiten geraten. Wechselnde Jobs, finanzielle Probleme und schließlich Drogenkonsum.  Seine eigene Familie sei sein größtes Glück, erzählt er heute unter Tränen. Vor allem die beiden Enkel. Ihm sei jetzt klar, was für eine große Dummheit er begangen habe. Und Gewalt sei noch nie eine Lösung gewesen, sagt er heute.“
Wie diese Aussage zu den ihm zur Last gelegten Vorwürfen passt, soll in den nächsten Verhandlungsterminen geklärt werden. Am Montag will sich Wilhelm P. dann zur Sache einlassen.