Prozess um Anlagebetrug in Koblenz

Vor dem Landgericht Koblenz müssen sich ab heute insgesamt sieben Angeklagte verantworten. Der Vorwurf: Online-Betrug im großen Stil.

Es geht um sehr viel Geld. 9,9 Millionen Euro, erbeutet von insgesamt 134 Opfern deutschlandweit.
Zwei Frauen und fünf Männer sollen zwischen 2014 und 2020 über Callcenter in Israel und Bulgarien Kunden dazu überredet haben, auf einer Online-Plattform für 250€ ein Handelskonto zu eröffnen und dann scheinbar risikolos Geld anzulegen. Aber:
Susanne Schüler, Staatsanwaltschaft Koblenz
„Nach dem Ergebnis der Ermittlungen kam es zu gar keinem Zeitpunkt zu dem tatsächlichen Investieren in ein Finanzprodukt. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen sind die vereinnahmten Gelder über Kryptowährungs-Börsen und Zahlungsdienstleister letztlich in die Taschen des Firmengeflechts der Angeklagten geflossen.“
Über Fernsehwerbung habe das vermeintliche Unternehmen Kunden auf sich aufmerksam gemacht.
Einer dieser Kunden spricht am Rande des Prozesses mit uns. Er habe damals in Bitcoins investiert, eine Onlinewährung. Das Versprechen hoher Renditen sei ihm nicht unseriös erschienen. Vor der Kamera möchte er sich nicht äußern.
Sonia Schmitt, Reporterin in Koblenz
„Der 61-jährige Mann aus Nordrhein-Westfalen sagt mir, er ärgere sich vor allem über sich selbst. Er ziehe seinen Hut davor, wie professionell er hinters Licht geführt worden sei. Die Internetseite sei ihm technisch hochprofessionell und seriös erschienen. Nach den ersten Investitionen habe er immer wieder kleinere Beträge zurückerhalten, was sein Vertrauen gestärkt habe. Er habe keinerlei Verdacht geschöpft und immer wieder Geld überwiesen, insgesamt mehrere zehntausend Euro.  Irgendwann habe er eine Warnung von seiner Bank erhalten, sein Geld habe er trotz mehrfacher Versuche nicht zurückbekommen.“
Auch die Staatsanwaltschaft hebt in ihrer Anklage hervor, wie gut die mutmaßlichen Täter ihr Unternehmen strukturiert haben.
Susanne Schüler, Staatsanwaltschaft Koblenz
„Und war natürlich auch so aufgebaut, dass es Callcenter-Mitarbeiter gab, die die verschiedenen Anleger kontaktiert haben und auch immer wieder beruhigt haben und zu neuen Einzahlungen aufgefordert haben, sodass das Ganze schon über eine erhebliche kriminelle Energie und auch erhebliche Organisation verfügte.“
Einer der Angeklagten sagt heute aus, das Geschäft sei als legale Handelsplattform geplant gewesen, bevor man intern die Kontrolle verloren und Kunden betrogen habe.
Neben den übrigen Angeklagten werden in den nächsten Prozesstagen auch Zeugen gehört. Das Urteil soll Ende des Jahres fallen.