Prozess: Eltern sollen die eigene Tochter getötet haben

Es ist eine Tat, die fassungslos macht: Vergangenen Juni wird am Rheinufer in Worms die Leiche eines 15 Jahre alten Mädchens gefunden. Schnell stehen ein 39 Jahre alter Mann und seine 34 Jahre alte Ehefrau unter dringendem Tatverdacht. Es sind die Eltern des Mädchens. Beide sind afghanische Staatsbürger christlichen Glaubens. Weil der Lebenswandel der Tochter den Eltern missfallen hat, sollen sie die 15 jährige getötet haben. Seit heute stehen Vater und Mutter wegen Mordes vor Gericht. 

Hier am Rheinufer bei Worms-Rheindürkheim wird die 15-jährige Roghaya aufgefunden. Ihre Leiche kann nur mithilfe der Feuerwehr geborgen werden. Die Mutter hatte die Polizei verständigt und berichtet, dass ihre Tochter am Rheinufer umgebracht worden sein könnte. Als mutmaßlichen Täter benannte sie ihren Mann.
Gemeinschaftlicher Mord aus Heimtücke lautet seit heute die Anklage vor dem Mainzer Landgericht gegen Hassan und Maryam M. Nachdem sie ihre Tochter mit Schmerzmitteln betäubt hatten, soll der Vater sein Kind mit einem Schal bis zur Bewusstlosigkeit gedrosselt und anschließend in den Rhein geworfen haben. Keine religiösen Gründe sondern Drogenkonsum und Gewaltausbrüche der Tochter sollen laut Staatsanwaltschaft das Motiv für die Tat sein.
Patrick Lorenz, Reporter in Mainz
Die Eltern haben heute zum Prozessbeginn völlig unterschiedliche Aussagen gemacht. Vater Hassan M. lässt über seinen Verteidiger und Dolmetscher verlauten, dass er psychische Probleme hatte, am Tattag unter Drogen stand und nicht wusste was er tat. 
Der Vorsitzende Richter unterbricht die Aussage und ermahnt den Angeklagten, das Gericht nicht mit Lügen an der Nase herum zu führen. Er weist auf aufgezeichnete Telefonate hin, in denen sich das Paar nach der Tat inhaltlich abstimmen wollte. Nach einer zehnminütigen Pause räumt Hassan M. alle Vorwürfe ein.
Weitere Fragen wollte der Vater heute nicht beantworten.
Christian Zinzow Verteidiger von Hassan M.
Die beiden Angeklagten haben sich ja jetzt mehr oder weniger sehr bedeckt gehalten aber die Staatsanwaltschaft hat insgesamt meines Erachtens sehr gut und intensiv ermittelt und ich denke wir werden am Ende des Verfahrens entsprechende Kenntnis haben, was dann näheres passiert ist. Fakt ist, es ist ein Mord, der üblicherweise mit lebenslanger Freiheitsstrafe geahndet wird. 
In einer schriftlichen Erklärung betont Maryam M. sie hätte ihrer Tochter niemals etwas antun wollen. Von einem Mord-Plan habe sie nichts gewusst, sie sei gegenüber dem gewalttätigen Ehemann machtlos und mit der Erziehung der aggressiven und randalierenden Tochter überfordert gewesen.
In den heute abgespielten Gesprächsaufzeichnungen ist jedoch zu hören, wie zunächst beide Elternteile die Schuld auf den jeweils anderen schieben wollen, bis schließlich Hassan M. zustimmt, alles auf sich zu nehmen, um die Mutter zu schützen.
Victoria Koch, Verteidigerin von Maryam M.
Man hat heute gesehen, sie wirkt sichtlich belastet durch den gesamten Prozess durch die Umstände. Ich hatte jetzt heute angekündigt, dass wir gegebenenfalls noch Rückfragen zulassen werden, was die Sache und was die Person angeht, wie sich das jetzt im weiteren Verlauf gestalten wird, das bleibt jetzt ein bisschen auch der Beweisaufnahme und dem Beweisprogramm auch vorbehalten.
Bis Mitte April sind zwölf weitere Verhandlungstage angesetzt.