Protestaktion der Zahnärzte

Entgegen der landläufigen Meinung scheint es auch den Zahnärzten in Krisenzeiten nicht gut zu gehen. Steigende Kosten und immer mehr Bürokratie führen zu Unmut. Um auf ihre Lage aufmerksam zu machen, blieben heute viele Praxen in Rheinland-Pfalz geschlossen.

Rund 1.000 Zahnärzte und Zahnarzthelfer demonstrieren bei strömenden Regen in Koblenz. Eine ihrer Forderungen: Mehr Geld von den Krankenkassen für geleistete Arbeit. Denn trotz steigender Kosten wurden die Vergütungen zuletzt gekürzt. Laut Zahnärztekammer mit katastrophalen Auswirkungen auf die Patientenversorgung.
Robert Schwan, Vorstand Bezirkszahnärztekammer Koblenz: „Es werden immer mehr Praxen zumachen. Es geht los mit den Älteren, die dann nicht mehr weiterarbeiten, sondern sagen: Mir reicht’s, ich sperre jetzt zu. Wir haben jetzt schon die Situation, dass für jede Praxis, die aufmacht, zwei zumachen.“
Um Vergütungen zu erhalten, müssen Zahnärzte zudem viel Zeit der Bürokratie opfern. Der Koblenzer Zahnarzt Nico Menne verbringt laut eigenen Angaben bis zu 70 Stunden pro Woche in seiner Praxis. Einen großen Teil dieser Zeit muss er allerdings ebenso wie seine Angestellten in Verwaltung und Nachweise stecken. Zu Ungunsten seiner rund 4.000 Patienten.
Nico Menne, Zahnarzt in Koblenz: „Doppelt und dreifache Arbeit, da ist Personal gebunden, was wir auch durchaus am Stuhl gebrauchen könnten. Und halt dementsprechend in der aktiven Patientenbetreuung und auch Versorgung.“
Inzwischen öffnet er seine Praxis nur noch vier Tage die Woche, den Freitag verbringt er ausschließlich mit Büroarbeit. Während seine Patienten vor verschlossener Tür stehen. Immer weniger potentielle Zahnärzte und Helfer würden sich diesen Verwaltungsaufwand antun wollen, der Branche fehlt es an Nachwuchs. Das macht sich vor allem auf dem Land bemerkbar, wo immer mehr Praxen schließen. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch würde eine Bedarfsplanung wie bei den Allgemeinärzten befürworten, spielt den Ball bei der Vergütung aber zu den Zahnärzten zurück.
Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz: „Insofern ist das jetzt eine Frage der Selbstverwaltung, das ist selbstorganisiert in einem freien Beruf. Da müssen dann die zahnärztlichen Vereinigungen mit den Krankenkassen dazu auch verhandeln.“
Die Zahnärzte kontern angesichts der Rahmenbedingungen.
Robert Schwan, Vorstand Bezirkszahnärztekammer Koblenz: „Es gibt eine Kürzung im Budget, es darf nichts steigen. Was wollen die Krankenkassen dann mit uns verhandeln, wenn die nichts zu verteilen haben? Das ist mal eine ganze billige Ausrede! Das sage ich jetzt einfach mal in Richtung des Wissenschafts- und Gesundheitsministers.“
Von der Politik fordern die Zahnärzte weniger Bürokratie. Und zudem einen runden Tisch, um ländliche Regionen für Zahnärzte attraktiver zu machen. Sonst könnten die Praxen demnächst wieder aus Protest schließen.