Postzusteller streiken in Hessen und Rheinland-Pfalz

Wenn Sie heute oder in der letzten Tagen auf einen Brief oder ein Päckchen gewartet haben, dann lag das sehr wahrscheinlich daran, dass bei der Post gerade gestreikt wird. Nachdem bereits in der vergangenen Woche vor allem die Mitarbeiter in den Postverteilzentren ihre Arbeit niedergelegt hatten, waren heute die Briefträger dran. Auch in Hessen und Rheinland-Pfalz blieben viele Briefe und Pakete liegen.

„15 Prozent – wir sind er wert! 15 Prozent – wir sind es wert!“
Die Forderung der Postmitarbeiter an ihren Arbeitgeber ist deutlich: 15 Prozent mehr Lohn – und zwar sofort.
Sylvia Weber, Paketzustellerin Taunusstein
„Ende des Monats bleiben mir vielleicht mal 400 Euro. Ich habe noch einen Nebenjob. Ich musste noch einen Nebenjob nehmen. Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Man geht so viel arbeiten, und trotz allem – am Ende des Monats reicht es einfach nicht mehr zum Leben.“
Brahim Assakali, Zusteller Wiesbaden-Erbenheim
„Der Arbeitgeber sollte endlich auch mal die Realität sehen. Wir erleben das tagtäglich. Wir gehen einkaufen. Wir gehen tanken. Und die Preise sind gestiegen. Das ist die Realität. Und das ist, warum wir alle hier stehen.“
15 Prozent mehr Lohn – aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist das allein schon wegen der hohen Inflation eigentlich noch zu wenig. Denn bei einer Preissteigerung von acht Prozent im vergangenen Jahr und voraussichtlich noch einmal sieben Prozent in diesem Jahr reiche das noch nicht einmal, um den Reallohnverlust auszugleichen.
Stefan Schneider, ver.di Wiesbaden
„Wir haben ganz bewusst auch diese Forderungshöhe gesetzt, weil einfach diese Höhe für die Beschäftigten notwendig ist. Bei 2.500 Euro brutto im Rhein-Main-Gebiet kann keiner mehr seine Familie ernähren.“
Die Deutsche Post AG bezeichnet die Forderung von 15 % mehr Lohn dagegen als völlig überzogen – das Geld fehle dem Unternehmen sonst für dringend notwendige Investitionen. Außerdem sei ein Warnstreik zum jetzigen Zeitpunkt ungemessen, da man sich ja noch in laufenden Tarifverhandlungen befinde und letztlich vor allem die Kunden unter dem Streik zu leiden hätten. Bei der Gewerkschaft hofft man auf Verständnis für den Streik.
Stefan Schneider, ver.di Wiesbaden
„Ob jetzt die Rechnung zwei, drei Tage später kommt oder das Amazon-Paket mit Druckerpatronen. Also ich denke, das muss der Bürger einfach verstehen. Der will vernünftige Zusteller haben. Und die müssen vernünftig bezahlt werden.“
Am achten Februar treffen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur nächsten Gesprächsrunde.
Sollte die Deutsche Post AG dann kein akzeptables Angebot vorlegen, droht die Gewerkschaft ver.di mit unbefristeten Streiks.