Polizei sucht Nachwuchs für die Spezialeinheiten der Polizei

Spezialkräfte der Polizei. Ob bei schweren Gewalttaten, Geiselnahmen oder Anschlägen – immer wenn’s besonders brenzlig wird in Rheinland-Pfalz, wenn der normale Streifenbeamte nicht mehr ausreicht, kommen die Spezialisten zum Einsatz. Und die müssen sorgfältig ausgewählt werden. Wie genau, das konnten wir uns heute bei einem Termin in Mainz anschauen.

Übung: „Waffe fallen lassen! Hinlegen!“
Klare Ansagen, körperliche Fitness, souveräner Umgang mit der Waffe – all das müssen Spezialkräfte der rheinland-pfälzischen Polizei vorweisen können. Die Ausbildung für die Spezialeinsatzkommandos und die mobilen Einsatzkommandos dauert rund sechs Monate.
Christian Beck, Ausbilder Spezialeinheiten
„Wir setzen erst mal die Grundlagen und die Grundlagen dieser gefährlichen Tätigkeit sind, dass ich an allen Waffen perfekt ausgebildet bin, dass ich, wir nennen es ‚Abwehr und Zugriffstraining‘, dass ich da Festnahmetechniken beherrsche und mich selbst schützen kann. Dann geht’s weiter zu Fahrsicherheitstraining, optimal mit dem Dienst-KFZ umzugehen, und erst dann werden wir sehr speziell, wo wir dann in dem taktischen Bereich arbeiten.“
In den vergangenen Jahren mussten sich die etwas 300 Polizisten der Spezialeinheiten in Rheinland-Pfalz auf immer neue Bedrohungen einstellen. So sind die Beamten heute nicht nur auf klassische Banküberfälle, sondern seit den Terroranschlägen in Paris zum Beispiel auch auf große islamistische Anschläge vorbereitet.
Roger Lewentz, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz
„Wir haben aber auch einfachere kleinere. Da fährt jemand mit einem Auto auf Personengruppen zu oder mit einem Messer greift man an in der Bahn oder sonst wo. Da sind Spezialkräfte permanent gefordert. Wir haben halt gesehen, wir müssen erhöhen, wir müssen uns umorganisieren, wir haben SEK und MEK in eine Einheit konzentriert und wir haben die Ausstattung noch einmal deutlich verbessert, wir haben sehr viel Geld in die Hand genommen. Am Schluss dient es der Sicherheit unserer Bürger und ist deshalb sehr gut investiertes Steuergeld.“
Der rheinland-pfälzische Innenminister stellt heute klar: Die Spezialeinheiten brauchen keine Rambos. Ebenso wichtig wie die körperliche ist die mentale Stärke. Allein das Ausfüllen der Fragebögen zur Persönlichkeit der Bewerber dauert vier Stunden, dazu kommen psychologische Interviews. Denn bei den gefährlichen Einsätzen müssen die Beamten einen kühlen Kopf bewahren.
Dr. Stefan Schade, Polizeipsychologe
„Die Neuerung besteht darin, dass wir auf isolierte Sportleistungen verzichten und im Prinzip nach modernen Standards der Personalauswahl dieses neue Verfahren konsequent durchstrukturiert haben und eben nicht Sportschwerpunkt setzen, sondern tatsächlich einsatzbezogene Tätigkeiten in den Vordergrund rücken.“
Die Polizeipsychologen versuchen insbesondere extremistische Gesinnungen zu erkennen, wie sie sich zuletzt beim Skandal um das Spezialeinsatzkommando in Frankfurt zeigten. Eine mögliche Radikalisierung im Laufe des Berufslebens könne das Auswahlverfahren aber kaum verhindern.
Über Arbeitsmangel werden sich die Spezialkräfte in absehbarer Zeit nicht beklagen können. So weist der Innenminister heute darauf hin, dass durch den Krieg in der Ukraine Waffen und Sprengstoff nach Deutschland gelangen können – so wie man es während des Jugoslawienkrieges erlebt habe.