Polizei räumt Fechenheimer Wald

Nach einem kurzen Tauziehen vor Gericht hat heute in Frankfurt die Räumung des Fechenheimer Waldes begonnen. Baumbesetzer und Demonstranten wollen dort den Bau des Riederwaldtunnels verhindern. Das Positive: Im Gegensatz zur Räumung etwa in Lützerath verläuft diesmal bislang alles friedlich.

Der Einsatz begann schon am frühen Morgen: Polizisten tragen die ersten der bis zu 100 Baumbesetzer aus dem Fechenheimer Wald, holen sie mit Kränen aus ihren Baumhäusern und von den in schwindelerregender Höhe gespannten Kletterseilen. Parallel werden bereits die ersten der rund 1.000 Bäume gefällt. Draußen vor dem Wald demonstrieren derweil Autobahngegner. Weitere Aktivisten versuchen, mit einer Straßenblockade die Baufahrzeuge vom Einsatz abzuhalten.
Polizeidurchsage
„Verlassen Sie die Straße und begeben Sie sich auf den Gehweg …“
Nach kurzer Zeit räumen die Aktivisten von selbst die Straße, die Polizei muss nicht eingreifen. Die Räumung verläuft weitgehend Aggressionsfrei.
Jochen Wegmann, Direktionsleiter Polizeipräsidium Südosthessen
„Bislang ist die Atmosphäre so, dass uns keine Feindseligkeit entgegengebracht wurde. Es ist natürlich ein bisschen Erbostheit dabei, dass die Polizei da ist; das war für uns zu erwarten. Aber ansonsten gab es noch keine Übergriffe auf die Einsatzkräfte.“
Am späten Vormittag treffen auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und sein Innenminister Peter Beuth ein, um sich von Frankfurts Polizeipräsidenten vor Ort die Lage erklären zu lassen. Für die beiden CDU-Politiker ist der Großeinsatz der Polizei gerechtfertigt.
Boris Rhein, CDU, Ministerpräsident Hessen
„Das Projekt hat einen sehr sinnvollen Hintergrund, das Projekt wird sehr viele Bürgerinnen und Bürger entlasten von einer erheblichen Verkehrsbelastung. Und ich bin sehr erleichtert, dass sich im Augenblick die Dinge so ruhig abzeichnen.“
Peter Beuth, CDU, Innenminister Hessen
„Es gibt Gerichtsentscheidungen, die dazu geführt haben, dass die Autobahn GmbH hier entsprechend diese Maßnahme durchführen kann. Und die Polizei ist nur dazu da, in Anführungsstrichen ’nur‘, am Ende dieses Recht zu sichern.“
Zuvor hatte der hessische Verwaltungsgerichtshof einen Eilantrag mehrerer Aktivisten gegen die Rodung abgewiesen.
Gerichtsverfahren verzögern seit Jahren den Bau des Riederwaldtunnels, der die A661 und die A66 im Osten Frankfurts verbinden soll. Bislang drängen sich jeden Tag rund 20.000 Fahrzeuge durch den Stadtteil Riederwald. Zuletzt wurde im Fechenheimer Wald eine geschützte Käferart entdeckt.
Karl Höhn, Klimattac Frankfurt
„Ein wirklich selten wertvoller Wald. Den hier zu roden – der ist unersetzbar! Wir haben versucht, den Aktivisten durch laut Sprechen – meine Stimme ist schon weg – Mut zu machen.“
Wenn die Polizei den Wald fertig geräumt hat, kann es mit dem Riederwaldtunnel aber noch nicht gleich weitergehen. Erst muss der Kampfmittelräumdienst prüfen, ob etwaige Weltkriegsbomben den Bau noch weiter verzögern.