Pilotprojekt stärkt Lehrer im Umgang mit Demokratiefeindlichkeit

Die Berichte über fremdenfeindliche Vorfälle an Schulen häufen sich. Auch an Berufsschulen gehören diskriminierende Äußerungen oft zum Alltag. Das Modellprojekt „Starke Lehrer – starke Schüler“ hat das Ziel, Lehrkräfte beim Umgang mit solch schwierigen Situationen zu unterstützen.

„Demokratie stärken – Extremismus vorbeugen.“ So lautet das Ziel des drei Jahre dauernden Fortbildungsprogramms für Lehrkräfte an hessischen Berufsschulen. Um einen geeigneten Umgang mit antidemokratischen Haltungen im Klassenzimmer zu finden, werden die Lehrer von Experten für Demokratiepädagogik beraten.
Der Ansatz:
Stefan Rech, Prozessbegleiter/Berater „Starke Lehrer starke Schüler“
„Wenn es um Menschenfeindlichkeit, Diskriminierung, Rassismus geht – die Dinge beim Namen zu nennen. Und auch sich darauf vorzubereiten, einzulassen, dass alle Akteure in der Schule, das heißt die Lehrkräfte, die Schülerinnen und auch das Leitungspersonal da mit dazu gehören. Das heißt, auch an den Strukturen zu arbeiten. Rassismus ist auch eine Struktur und nicht nur eine Einstellung von Einzelnen.“
Im Kampf gegen Extremismus, Verschwörungstheorien und Antisemitismus übernehmen Lehrkräfte eine Schlüsselrolle.
Valerie Sargk beobachtet in ihrem Unterricht fremdenfeindliche Aussagen in ganz unterschiedlichen Formen. Mal als Beleidigung, mal als Blick oder schriftliche Äußerung in einem Aufsatz.
Valerie Sargk, Lehrerin Brühlwiesenschule
„Und das stecken ganz, ganz oft so schnell gebildete Urteile, die vielleicht gar nicht wirklich von den Schülerinnen und Schülern selbst kommen, sondern die einfach irgendwo aufgeschnappt wurden und dann irgendwo weiterverbreitet werden, unreflektiert, drin. Und da ist ein Punkt wo man, finde ich, gut ansetzen kann. Wo eben auch dieses Projekt ganz, ganz dolle hilft. Wenn man sich auch noch mal fachlich ein bisschen sicherer ist, dann fühlt man sich da dann auch wesentlich gestärktet in solchen konkreten Situationen im Unterricht.“
Für Grundschulen und Sekundarstufen gibt es solche Präventionsprojekte bereits länger. Mit dem Projekt „Starke Lehrer starke Schüler“ sollen die Berufsschulen jetzt nachziehen.
Alexander Lorz, CDU, Kultusminister Hessen
„Die beruflichen Schulen sind deswegen etwas Besonderes, weil sie die jungen Menschen eigentlich schon fast als junge Erwachsene aufnehmen. Und gleichzeitig die letzte Station sind, wo die jungen Menschen zur Schule gehen. Bevor sie dann eben den Weg ins Erwerbsleben und allgemein in die Gesellschaft antreten. Insofern ist das ein idealer Zeitpunkt, ein wichtiger Zeitpunkt, um noch einmal wertebildend und prägend auf die jungen Menschen einzuwirken.“
Anna und Alem, Berufsschüler an der Brühlwiesenschule in Hofheim am Taunus, wurden selbst noch nicht angefeindet. Kritische Situationen miterlebt haben sie aber schon häufiger. Sie finden: Wo Schüler in Sachen Konfliktlösung an ihre Grenzen kommen – da braucht es geschulte Lehrkräfte.
Anna Schmidt, Berufsschülerin Brühlwiesenschule Hofheim
„Ich finde es sehr wichtig, dass die Lehrkräfte dafür sensibilisiert werden. Es gibt einem auf jeden Fall Sicherheit, auch im Umgang mit den Klassenkameraden.“
Alem Avdic, Berufsschüler Brühlwiesenschule Hofheim
„Im Grunde genommen machen wir das als Klasse eigentlich relativ gut. Finde ich jetzt aber auch besser, dass jetzt die Lehrer deswegen auch noch mal geschult werden. Dass sie jetzt nicht nur irgendwie da stehen und keine Meinung haben, sondern einfach sagen: ‚Okay, ab hier ist jetzt die Grenze überschritten worden‘.“
In Sachsen, Niedersachen und Brandenburg läuft das Projekt schon länger. Auf die dabei gewonnenen Kenntnisse will man den insgesamt sechs teilnehmenden Berufsschulen in Hessen jetzt aufbauen.