Physiotherapeuten fehlt der Nachwuchs

Nicht nur die Ärzte haben momentan alle Hände voll zu tun, sondern auch die Physiotherapeuten. Da es immer weniger Nachwuchskräfte gibt, ist eine schnelle Behandlung nach einer Operation oder einem Unfall praktisch kaum noch drin.

Die Nachfrage steigt, das Angebot sinkt. Die Folge: Die Patienten müssen teils wochenlang auf einen Termin warten, die Therapeuten kommen an ihre Belastungsgrenze.
Rüdiger Hampe, Abteilungsleiter Physiotherapie SPOREG
„Die Taktung wird enger, es wird anstrengender, es bleibt keine Luft mehr zum Atmen. Es ist … Ich will … Fließband ist nicht der richtige Ausdruck, aber es ist schon … ja … der Reihe nach wird abgearbeitet.“
Das dauerhaft hohe Stresslevel bringe viele Kollegen dazu, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, erzählt uns Rüdiger Hampe, Physiotherapeut im Rehazentrum SPOREG in Offenbach. Das verschärfe die Lage noch einmal. Zwei zusätzliche Vollzeitkräfte bräuchte es hier, um alle Patienten zeitnah versorgen zu können. Leichter gesagt als getan.
Reinhard Gebel, Geschäftsführer SPOREG
„Vor zehn – 15 Jahren, wenn wir da eine Stelle ausgeschrieben haben, gab es ungefähr 15 bis 20 Bewerbungen und zwischendurch dann ein bis zwei Initiativbewerbungen pro Monat. Da hatte man manches Mal das Problem, die richtigen Leute für den Betrieb auszusuchen. Heute wären wir froh, wenn wir gut ausgebildete Leute bekämen, egal woher.“
Aber das ist gar nicht so einfach, denn Physiotherapeuten sind rar. Das liege zum einen an der Bezahlung durch die Krankenkassen. Weitere Gründe für den Fachkräftemangel könnten in der Ausbildung liegen. Bis vor wenigen Jahren wurde die prinzipiell nicht vergütet. An einigen Schulen mussten die Auszubildenden sogar viel Geld dafür bezahlen. Das hat sich mittlerweile geändert. Aber auch die Ausbildungsordnung gelte es zu reformieren, findet die Leiterin der Schule für Physiotherapie in Frankfurt-Höchst.
Anke Bettermann, Leiterin Schule für Physiotherapie Frankfurt-Höchst „Die ist dringend überholungsbedürftig. Das Bestreben geht dahin, die Physiotherapie zu akademisieren. Das finde ich sinnvoll, wenn man überlegt, was für Möglichkeiten sich dann in diesem Berufsbild ergeben können. Und dann auch wieder ein Berufsbild zu schaffen, was für junge Menschen hochattraktiv ist.“
Ein Berufsbild mit mehr Entwicklungsmöglichkeiten und Verantwortung. Denn bisher dürfen Physiotherapeuten nur streng nach ärztlicher Anweisung handeln. Eine Verbesserung könnte sein:
Anke Bettermann, Leiterin Schule für Physiotherapie Frankfurt-Höchst
„Dass Physiotherapeuten nicht mehr weisungsgebunden sind bei den Ärzten, sondern für bestimmte Tätigkeitsfelder einen Direktkontakt bekommen und dadurch den Patienten viel viel schneller und unmittelbarer helfen können.“
Das sei aber nur möglich, wenn die physiotherapeutische Forschung vorangetrieben werde und sich das Fach an staatlichen Hochschulen etabliert. Denn wenn die Physiotherapie nicht mehr nur als Hilfsberuf, sondern als eigenständige medizinische Disziplin gilt, dürfte der Beruf wieder attraktiver werden.